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Lieder (Fragmente)
[GA B 1/2,2] Patrouillenritt

Entstehungszeitraum: 01.01.1907-31.01.1907
Quellen:

Textquelle

Entwürfe

Beschreibung:

Die Entwürfe zu Patrouillenritt Die Luft weht kalt von [den Waterberghöh'n], Der verlorene Haufen Trinkt aus, ihr zechtet zum letztenmal op. 12, 2, Jane Grey Sie führten ihn durch den grauen Hof op. 12, 1 und das Fragment Jeduch Ich stehe hier am Jammerstein gehören hinsichtlich des äußeren Anlasses der Komposition zusammen. Ihre Texte finden sich sämtlich in dem B. Sonderheft der Berliner Zeitschrift „Die Woche", das im November 1906 unter dem Titel Neuer deutscher Balladenschatz erschien; es war Ergebnis eines Dichtungspreisausschreibens und wurde in der Weihnachts­nummer der Zeitschrift vom 22. Dezember 1906 seinerseits zur Grundlage eines Kompositionswettbewerbs erklärt. Ob Schönberg tatsächlich an diesem Wettbewerb teilgenommen hat, konnte bislang nicht geklärt werden; sicher ist, daß sich die Balladen des op. 12 weder unter den preisgekrönten drei noch unter den weiteren elf in einem neuerlichen Sonderheft der Zeitschrift publizierten finden.
Chronologisch indes ist Patrouillenritt von den drei anderen gesondert. Die Entwürfe dazu stehen auf S. [48] des III. Skizzenbuchs, das - wie erwähnt - auf S. 33 mit 14. VIII. 1906 die letzte vorangehende und auf S. 57 mit 9. III. 1907 die nächstfolgende Datierung aufweist. Geht man von jener Ausschreibung des Kompositionswettbewerbs am 22. XII. 1906 als terminus post quem aus, so ist eine Datierung der Skizzen mit Anfang 1907 plausibel. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 49)

Überliefert sind drei Entwürfe. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 382)

Besetzung: Gesangsstimme, Klavier
Gattung: Lieder --> mit Klavierbegleitung (Fragmente)
Text:

Text nach GA:

Die luft weht kalt von [...]

Text nach Vorlage:

Patrouillenritt.
Von Theodore von Rommel.

Die Luft weht kalt von den Waterberghöh'n,
Der Abend entfaltet die Flügel.
Rings Stille - manchmal ein Pferdegestöhn -
Ein Klirren von Säbel und Bügel:
Ein Trupp im Schatten - Patrouillenritt.
Der Mond steigt empor, der Mond wandert mit,
Drei Stunden noch ziehen sie weiter,
   Zwei Offiziere, elf Reiter.

Dann machen sie Halt in dem sandigen Veldt
Und sitzen flüsternd beisammen,
Der Busch ist so dicht und die Ferne erhellt
Durch eines Grasbrandes Flammen.
Sie essen und schwatzen und ruhen haus,
Im Mondlicht schreibt einer Briefe nach Haus,
Es necken ihn seine Begleiter -
   Zwei Offiziere, elf Reiter.

„So lebe ich gerne", der Leutnant spricht
Und reckt sich mit wohligem Gähnen,
„Hier hat jeder Tag sein eigen Gesicht
Und immer wechselnde Szenen;
Man fühlt mit Lust, was man leisten kann,
DAß man jung und stark und ein ganzer Mann,
Und alle gar fröhliche Streiter!"
   Zwei Offiziere, elf Reiter.

Der andere lächelt: „Habt ihr so lang'
Wie ich erst Erbswurst gegessen,
Dann mildert sich wohl der Begeisterungsdrang,
Mit solchem Feind sich zu messen.
Im ehrlichen Kampf der Tod nicht schreckt,
Hier lauert der Mord, der feige, versteckt,
Und das ist ein häßlicher Streiter" -
   Zwei Offiziere, elf Reiter.

Ein Schakal heult überm Flussesrand,
Die zwei verstummen und lauschen.
Es steigt der Tag von der Bergeswand,
Die Aloebüsche rauschen.
„Halb vier schon!" Empor! Die Zeit wird knapp,
Die durstigen Gäule sind elend schlapp,
Zum Flusse drum eilig weiter!"
   Zwei Offiziere, elf Reiter.

Nun lichtet der Blick sich aus Bergeskluft
Ueber grüne Täler und Weiten,
In Buschwerk und Bäumen ein blauer Duft
Beflügelt das lässige Reiten.
Schon atmen sie Wasser - da blitzt es und knallt,
Der Busch wird lebendig: im Hinterhalt
Dreihundert feindliche Streiter -
   Gegen zwei Offiziere, elf Reiter.

Und ob sie sich wehren mit Heldenmut,
Der Uebermacht müssen sie weichen,
Sie tränken die Gäule mit Feindesblut
Und ergeben sich nur als Leichen -
Schon sinkt der Führer so sterbenswund
Und „Wasser" ächzt sein verdorrender Mund -
Noch kämpfen die übrigen weiter:
   Ein Offizier, sieben Reiter.

Dem Sterbenden bringt ein treuer Soldat
Einen frischen Trunk in der Mütze,
Er aber winkt stöhnend: „Trink du's, Kamerad,
Mir Toten ist's doch nimmer nütze!
Du aber stärke dich schnell zur Flucht -
Die unsern stehn westwärts - daß man versucht,
Unsre Leichen - ich kann nicht mehr weiter" --
   Ein Offizier und fünf Reiter.

Der Tag flieht weinend. Die Dämm'rung umfaht
Mit linden Armen die Toten -
O Deutschland, vergiß nicht der kostbaren Saat
In Afrikas blutigem Boden!
Der Schakal heult, die Hyäne scharrt -
Manch Mutterherz bange auf Nachricht harrt ...
Der entkam, der meldet es weiter:
   Tot zwei Offiziere, zehn Reiter.

(Neuer / deutscher / Balladenschatz. 8. Sonderheft / der / „Woche". Berlin: August Scherl G.m.b.H. 1906, S. 87-89)

beteiligte Personen: Theodore von Rommel (1870-1950) - Textautor(in)

Erstdruck: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 2, S. 184-185
Gesamtausgabe: Reihe B, Bd.1/2, Teil 2, S. 184-185; Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 382

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