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Ständchen D 889 von Franz Schubert

Entstehungszeitraum: 1921
Quellen:

Partiturniederschrift

Stimmen

Beschreibung:

Josef Rufer berichtet (vgl. Rufer, S. 111), daß im Sommer 1921 während Schönbergs Aufenthalt in Mattsee sowie in Traunkirchen sowohl die Bearbeitung von Schuberts Ständchen als auch die eines Stückes namens Santa Lucia entstanden sei, darüber hinaus zwei weitere „Instrumentationsübungen", deren Titel nicht genannt werden. Eine Santa Lucia überschriebene Bearbeitung ist nicht überliefert, dagegen konnte es sich bei den nicht naher bezeichneten Stücken um die Bearbeitungen von Funiculì, funiculà und Weil i a alter Drallrer bin handeln.

[...] Rufer teilt ferner mit, Schönberg habe in dieser Zeit mit seinen Schülern Instrumentationsübungen gemacht und sich auch selbst daran beteiligt. Zu welchem Zeitpunkt während des mehrere Monate umfassenden Sommeraufenthaltes möglicherweise die drei Bearbeitungen Schönbergs entstanden, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es finden sich in Schönbergs Korrespondenz jedoch verschiedene Anhaltspunkte, die auf mögliche Anlässe hindeuten. So berichtet Schönberg in einem Brief vom 9. August 1921 an Alban Berg, daß die Ereignisse in Mattsee ihn sehr in seiner Arbeit aufgehalten hatten, aber auch, daß er durch Besuche ununterbrochen gestört werde. Er zählt in diesem Zusammenhang auch einige der zahlreichen Gäste auf, wobei jedoch eher der Eindruck von ständigen vereinzelten Besuchen entsteht als von einem gemeinsamen Arbeiten und Musizieren mit seinen Schülern. Allerdings bietet der Briefwechsel mit Berg auch zwei Hinweise auf Ereignisse, an denen mehrere Gäste gleichzeitig in Traunkirchen waren. Der eine läßt sich aus einer Grußkarte vom 7. August 1921 an Berg schließen, auf der Othmar Steinbauer, Adolf Rebner, Felix Greissle, Cort van der Linden, Mathilde Schönberg, Fritz Kaltenborn und Walter Seligmann unterschrieben.

Der zweite Anlaß war Schönbergs Geburtstag am 13. September, an dem wieder eine Karte an Berg geschickt wurde, diesmal unterschrieben, neben der das Domizil zur Verfügung stellenden Baronin Anka Löwenthal-Marojčić, von Milton Seligmann (dem Vater von Walter Seligmann), Rudolf Kolisch, Josef Travnicek, Hans Swarowsky, Karl Rankl, Hanns Eisler, Julius Toldi, Fritz Kaltenborn, Josef Polnauer, Olga Novakovic, Hermann Freiherr Roner von Ehrenwert, Anton Webern, Erwin Stein, Othmar Steinbauer, Josef Rufer, Felix Greissle und Ernst Bachrich. Eine ausreichende Anzahl an Musikern war also mit Sicherheit bei dieser zweiten Gelegenheit anwesend, und auch die Möglichkeit, daß Schönberg ein „Ständchen" anlässlich der Verlobung seiner Tochter Gertrude mit Felix Greissle Mitte September bearbeitete, läßt es nicht völlig unwahrscheinlich erscheinen, daß zumindest die Schubert-Bearbeitung in diesem Zeitraum entstanden sein könnte. Zudem liefert die für die Niederschrift des Ständchens verwendete Papiersorte ein Indiz für die Datierung Spätsommer 1921. Dasselbe Notenpapier hat Schönberg auch für Verlaufsentwürfe der ähnlich wie die Schubert-Bearbeitung besetzten Serenade op. 24 verwendet, die auf den Zeitraum September/Oktober 1921 datiert werden können und an denen Schönberg nachweislich während seines Aufenthalts in Traunkirchen gearbeitet hat. Die von Rufer vorgenommene Charakterisierung als „Instrumentationsübung" konnte sich daher auch auf die Serenade beziehen: Angesichts der dort vorkommenden ungewöhnlichen Besetzung u. a. mit Klarinette, Mandoline und Gitarre konnte Schönberg die Bearbeitungen als eine Art Vorstufe betrachtet haben, in denen er das klangliche Zusammenwirken sowie die Balance und Spieltechnik der Instrumente erproben wollte. Alle Indizien zusammengenommen erscheint daher die Annahme plausibel, die Entstehungszeit des Ständchens und womöglich auch der anderen Bearbeitungen auf die letzten Wochen der Sommerfrische 1921 einzugrenzen. (Albrecht-Hohmaier, Martin; Scheideler, Ullrich: GA, Reihe B, Bd. 28, S. 152f.)

Als Vorlage diente vermutlich eine Ausgabe von Schubert-Liedern für hohe Stimme, erschienen in der Universal Edition als No. 573. Titel: SCHUBERT-ALBUM | LIEDER | FÜR | EINE SINGSTIMME MIT | PIANOBEGLEITUNG | VON | FRANZ SCHUBERT | NEU REVIDIERT UND MIT | ERGÄNZENDEN VORTRAGSZEICHEN VERSEHEN | VON | ANTON RÜCKAUF | BAND I., Plattennummer U. E. 326. Das Lied ist hier auf den Seiten 234–235 abgedruckt.

Daß diese Ausgabe Schönbergs Bearbeitung zugrunde liegt, wird neben der übereinstimmenden Tonart vor allem durch mehrere Crescendogabeln (z. B. T. 3f.) gestützt, die sonst in keiner anderen in Schönbergs Nachlaß befindlichen Sammlung von Schubert-Liedern enthalten sind. In Schönbergs Exemplar der betreffenden Ausgabe gibt es aber keinerlei Eintragungen oder sonstige faktische Hinweise darauf, daß sie tatsachlich als Vorlage verwendet wurde. (Albrecht-Hohmaier, Martin; Scheideler, Ullrich: GA, Reihe B, Bd. 28, S. 136)
Besetzung: 4 und mehr Stimmen
Fagott, Gitarre, Klarinette, Mandoline, Viola, Violine I, Violine II, Violoncello
Gattung: Bearbeitungen --> Bearbeitungen für Ensemble

Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 28, S. 193–198; Reihe B, Bd. 28, S. 136–141

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