Schönbergs Bearbeitung von Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen für Kammerensemble wurde am 6. Februar 1920 im Verein für musikalische Privataufführungen uraufgeführt.

In seinem Mahler-Vortrag hob Schönberg besonders Mahlers fast beispiellose Sachlichkeit der Instrumentation hervor, in der nur das hingeschrieben werde, was unbedingt nötig sei und die auf ornamentale Zutaten, alles Beiwerk verzichte. Entsprechend behutsam ging Schönberg bei der Einrichtung fur Kammerensemble vor: die Instrumente Flöte und Klarinette sowie die Streicher wurden zwar solistisch besetzt, blieben aber sonst weitgehend unangetastet. Den neu hinzukommenden Instrumenten Klavier und Harmonium fiel die Aufgabe zu, die übrigen Bläserstimmen sowie die von Harfe und Schlagwerk zu übernehmen. Über die Vorbereitungen und das Konzert selbst liegen nur wenige Informationen und Berichte vor. Die Tatsache, daß Schönberg die Partitur der Mahlerschen Orchesterfassung zwar mit Angaben zur Instrumentation für Kammerensemble versah, aber keine Partitur dieser Bearbeitung angefertigt wurde und auch die ausgeschriebenen Stimmen nachträglich mit zahlreichen Korrekturen und Überklebungen versehen wurden, könnte ein Hinweis darauf sein, daß relativ kurzfristig die Entscheidung fiel, dieses Werk auf das Programm des Konzerts zu setzen (die weiteren Programmpunkte waren Maurice Ravels Daphnis et Chloé [2. Suite] in Bearbeitung für Klavier zu vier Händen, Drei Hefte Klavierstücke von Erik Satie, sieben Lieder [Kinderstube] von Modest Mussorgsky sowie die Romanze für Geige und Klavier op. 23 von Karol Szymanowski, bezogen das Kammerensemble also nicht mehr ein). Über die Proben sind keine Informationen überliefert und aus dem Vorfeld des Konzerts ist nur ein kurzer Brief Schönbergs (4. Februar 1920) bekannt, in dem Alma Mahler mit folgenden Zeilen zum Konzert eingeladen wurde: Darf ich Sie in der Eile noch einladen für Freitag in den Priv. Aufführ. Verein (Sie und Frl. Anna)? Wir spielen Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen" in einer Bearbeitung für Kammerorchester. Ich wäre sehr froh, Sie zu sehen. Ob Alma Mahler tatsächlich das Konzert besuchte, ist jedoch nicht bekannt. (Albrecht-Hohmaier, Martin; Scheideler, Ullrich: GA, Reihe B, Bd. 28, S. 30f.)