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Weihnachtsmusik

Entstehungszeitraum: 23.12.1921
Uraufführung: Rufer und Maegaard halten eine private Aufführung in der Weihnachtszeit 1921, in der Familie und/oder mit Freunden, eventuell auch im Rahmen des Vereins für musikalische Privataufführungen für wahrscheinlich oder jedenfalls für möglich
Quellen:

Erste Niederschrift mit Skizzen

Partiturreinschrift (unvollständig)

Klavierstimme

Beschreibung:

Zwar ist die Komposition aufgrund der Angaben in den Quellen A und B datiert, doch sind keine gesicherten Informationen über den Entstehungsanlaß und Aufführungskontext bekannt. Rufer (vgl. Rufer, S. 111) und Maegaard (vgl. Maegaard I, S. 111) nennen als möglichen Anlaß das häusliche Musizieren. Demnach waren vermutlich alle drei Quellen innerhalb weniger Tage entstanden, die Erste Niederschrift: am 23.12.1921, die Reinschrift (Weihnachten 1921) und die undatierte Klavierstimme C unmittelbar darauf. Sofern man überhaupt von einer Aufführung ausgeht, ließe sich für diesen Kontext auch die Unvollständigkeit der Quellen bzw. die besondere Form der Überlieferung erklären: Nachdem Schönberg die Erste Niederschrift erst einen Tag vor Heilig Abend abgeschlossen hatte, dürfte er zwar gleich mit der Reinschrift begonnen haben, doch verblieb womöglich nicht genug Zeit zur Fertigstellung, so daß er nur noch die Systeme des Harmoniums bis zum Ende abschreiben konnte (Quelle B war somit als Stimme für das Harmonium verwendbar). Für das Klavier mußte er ebenfalls eine separate Stimme herstellen (Quelle C), während die drei Streichinstrumente gemeinsam aus der Ersten Niederschrift (Quelle A) spielen konnten. Dieses Szenario konnte die unvollständig erscheinende Überlieferung erklären, müßte man sonst doch fragen, warum nach einer Aufführung im privaten Rahmen die restlichen Stimmen nicht im gleichen Konvolut aufbewahrt wurden.

Auch wenn die Weihnachtsmusik für einen privaten Rahmen gedacht war, so handelt es sich in gewisser Weise doch um mehr als um ein bloßes Gelegenheitswerk. Schönberg nutzte die Komposition des Stücks, dessen Grundlage die weihnachtliche Melodie Es ist ein Ros entsprungen bildet, für zahlreiche kontrapunktische Techniken wie Diminution, Umkehrung oder Engführung. Daß er dabei ambitioniert zu Werke ging, ist zum einen an den oben erwähnten analytischen Eintragungen in Quelle A ab T. 57 (vgl. S. 171) erkennbar: Was auf den ersten Blick danach aussieht, als handele es sich allein um die in Achtelketten aufgelösten Melodiefragmente, erweist sich als eine Abfolge von definierten Intervallfolgen. Zum anderen lassen die überlieferten Skizzen erkennen, daß Schönberg harmonische und kontrapunktische Varianten und Kombinationsmöglichkeiten ausprobiert hat, und zwar nicht nur zu der im Zentrum stehenden Melodie, sondern ab T. 65 auch zu dem eingearbeiteten Weihnachtslied Stille Nacht, dessen erste Töne im Hinblick auf die Intervallfolge mit denen des bis dahin verarbeiteten Es ist ein Ros entsprungen identisch sind. Damit reiht sich das Stück, wenngleich in einem bescheidenen Rahmen, in Schönbergs seit den späten 1910er-Jahren zutage tretenden Bemühungen ein, der Satztechnik des Kontrapunkts in seinen Kompositionen wieder ein größeres Gewicht zu verschaffen.

Aus den beiden folgenden Dokumenten geht hervor, daß Schönberg nicht nur ein weiteres Werk für einen vergleichbaren Kontext komponiert hat, sondern daß er offensichtlich auch daran gedacht hatte, die im zweiten Brief vermutlich gemeinte Weihnachtsmusik zu veröffentlichen. Die Publikation sowohl des Choralvorspiels als auch der Weihnachtsmusik kam jedoch nicht zustande. Das Choralvorspiel gilt heute als verschollen.

 

6.2.1948 Alfred Rosenzweig an Schönberg

Die zweite Sache: vor vielen Jahren hat mir Ihre Tochter ein sehr kostbares Geschenk gemacht, das ich mit noch einigen anderen Autographen glücklich am 12. März 1938 über die österreichisch-tschechische Grenze brachte: die erste Niederschrift Ihrer wundervollen Choralbearbeitung „Allein Gott in der Höh sei Ehr" für Altstimme, Geige, Cello und Klavier, die an einem Weihnachtsabend in Ihrem Haus in Mödling erklang und die für Ihre Familienmitglieder geschrieben war, während Sie für sich selbst den Cellopart schrieben.

Dem ausdrücklichen Wunsch Ihrer Tochter Trude gemäß habe ich über diese Familienkomposition niemals geschrieben, sie niemals spielen lassen. Aber meinem langjährigen, verehrten Freund Dr. Hermann Scherchen [...] erzählte ich davon.

Und er ersuchte mich, Ihnen zu schreiben, und Sie um Erlaubnis zu bitten, die ganze Komposition im Faksimile in der Eröffnungsnummer seiner neuen Musikzeitschrift zu publizieren. Ich weiß nicht, ob es mir zukommt, Sie, verehrter Herr Professor, um die Ehre zu bitten, über die Entstehung der Choralbearbeitung eine Einleitung schreiben zu dürfen. Vielleicht fühlen Sie sich selbst bewogen, dies zu tun, was Dr. Scherchen natürlich noch viel willkommener sein wird.

Wie dem immer, ich bitte um freundlichen Bescheid, wie Sie sich diese Sache wünschen. Sie können versichert sein, daß ich alles strikte nach Ihren Anordnungen tun werde.

 

30.9.1948 Schönberg an Alfred Rosenzweig

Das Choralvorspiel von dem Sie schreiben ist mir ganz aus der Erinnerung entfallen. Ich bin damit einverstanden, daß Scherchen es abdruckt mit dem Copyright-Vorbehalt in meinem Namen. Ich habe nämlich noch ein ähnliches Stück damals geschrieben und habe immer geplant es zu veröffentlichen. Ich bin damit einverstanden, daß Sie zu Scherchens Veröffentlichung selbst die Einleitung schreiben.

(Albrecht-Hohmaier, Martin; Scheideler, Ullrich: GA, Reihe B, Bd. 28, S. 187f.)  

Besetzung: 4 und mehr Stimmen
Violine I, Violine II, Violoncello, Harmonium, Klavier
Gattung: Kammermusik --> Klavierquintett

Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 28, S. 221–232; Reihe B, Bd. 28, S. 170–188

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