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Brettl-Lieder
Gigerlette

Entstehungszeitraum: 07.1901-11.1901
Quellen:

Textquelle

Erste Niederschrift der 1. Fassung

Reinschrift der 1. Fassung

Reinschrift der 2. Fassung

Beschreibung:Seit der Adventszeit 1900 besaß Schönberg ein Exemplar der von Otto Julius Bierbaum herausgegebenen Anthologie Deutsche Chansons (Brettl-Lieder); zu Weihnachten des Jahres erhielt er - wie die Widmung belegt – ein kleines Skizzenbuch von einer nicht näher bekannten Anna (Skizzenbuch Anna). Und schon auf der S. [1] des Skizzenbuchs, also etwa zum Jahreswechsel 1900/01, notierte Schönberg Entwürfe zur Vertonung der Brettl-Lieder, die seine Liedkomposition bis in den Herbst 1901 hinein bestimmen sollte; die Überschrift dieser Entwürfe (= Ohne Text 2) Ueberbrettl Lieder bezeichnet auch die Institution, für die die meisten dieser Kompositionen bestimmt waren, nämlich Ernst von Wolzogens Buntes Theater Überbrettl in Berlin, wo Schönberg allerdings erst vom 16. XIL 1901 bis zum 31. VII. 1902 angestellt war.
Für fünf der sechs Brettl-Lieder für Gesang und Klavier ist die chronologische Bestimmung durch Datierungen eindeutig. Die Niederschriften von Einfältiges Lied König ist spazieren gangen und von Der genügsame Liebhaber Meine Freundin hat eine kohlschwarze Katze wurden am 22. IV., die von Jedem das Seine Ebenes Paradefeld Ende Juni 1901 abgeschlossen; die Erste Niederschrift von Mahnung Mädel, sei kein eitles Ding war im Juli, die von Galathea Ach, wie brenn' ich vor Verlangen am 2. IX. 1901 beendet. Einzig Gigerlette Fräulein Gigerlette lud mich ein zum Tee blieb undatiert; doch ist das Lied in mehrfacher Weise mit den anderen Brettl-Liedern verbunden: mit Galathea durch die Papiersorte der Ersten Niederschrift der 1. Fassung (J. E. 16b4), mit Jedem das Seine durch die Papiersorte der Reinschrift der Fassung (J. E. 12bs), schließlich mit Mahnung und Galathea durch die Quellengemeinschaft der Reinschrift der Fassung in Sammelhandschrift XXX. Als Entstehungszeit dürfte mithin Sommer/Herbst 1901 gesichert sein. Unklar ist die Zusammengehörigkeit von Aus dem Spiegel von Arkadien Seit ich so viele Weiber sah mit den anderen Brettl-Liedern hinsichtlich der Zweckbestimmung. Sowohl der Text als auch der Stempel-Aufdruck in der einzigen überlieferten Quelle (vgl. S. 345) verweisen weniger auf Berlin als auf Wien, wo Schönberg immerhin noch bis Dezember 1901 wohnte. Das tangiert indes nicht die chronologische Zuordnung des Liedes zum Jahr 1901, die durch die Tatsache, daß die Niederschrift auf der selben Papiersorte (J. E. 16b3) geschrieben ist wie die von Der genügsame Liebhaber, unterstützt wird. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 46)

Die Differenzen zwischen den Reinschriften B und C sind – weniger im Tonsatz, wohl aber in anderen Bereichen und zumal in der Vortragsbezeichnung – so beträchtlich, daß es geboten ist, von zwei unterschiedlichen Fassungen auszugehen. Für die Beurteilung der chronologischen Relation zwischen den beiden Fassungen gibt ihr Inhalt nur schwache Anhaltspunkte und auch hinsichtlich der Qualität unterscheiden sich die Quellen B und C nur geringfügig voneinander. Klarheit indes schafft der enge Zusammenhang zwischen der Ersten Niederschrift A und der Reinschrift B, deren umittelbare Folge kaum durch die Reinschrift C unterbrochen worden sein dürfte. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 343)
Besetzung: Gesangsstimme, Klavier
Gattung: Lieder --> mit Klavierbegleitung
Text:

Text nach GA:

Fräulein Gigerlette
lud mich ein zum Tee.
Ihre Toilette
war gestimmt auf Schnee;
ganz wie Pierrette
war sie angetan.
Selbst ein Mönch, ich wette,
sähe Gigerlette
wohlgefällig an.

War ein rotes Zimmer,
drin sie mich empfing,
gelber Kerzenschimmer
in dem Raume hing.
Und sie war wie immer
Leben und Esprit.
Nie vergeß ich's, nimmer:
Weinrot war das Zimmer,
blütenweiß war sie.

Und im Trab mit Vieren
fuhren wir zu zweit
in das Land spazieren,
das heißt Heiterkeit.
Daß wir nicht verlieren
Zügel, Ziel und Lauf,
saß bei dem Kutschieren
mit den heißen Vieren
Amor hinten auf.

Text nach Vorlage:

Gigerlette.
Fräulein Gigerlette
Lud mich ein zum Thee.
Ihre Toilette
War gestimmt auf Schnee;
Ganz wie Pierette
War sie angethan.
Selbst ein Mönch, ich wette,
Sähe Gigerlette
Wohlgefällig an.

War ein rotes Zimmer,
Drin sie mich empfing,
Gelber Kerzenschimmer
In dem Raume hing.
Und sie war wie immer
Leben und Esprit.
Nie vergeß ich's, nimmer:
Weinrot war das Zimmer,
Blütenweiß war sie.

Und im Trab mit Vieren
Fuhren wir zu zweit
In das Land spazieren,
Das heißt Heiterkeit.
dass wir nicht verlieren
Zügel, Ziel und Lauf,
Saß bei dem Kutschieren
Mit den heißen Vieren
Amor hinten auf.

(O. J. Bierbaum (Hrsg.): Deutsche Chansons (Brettl-Lieder). Berlin u. Leipzig: Schuster & Loeffler 1900, S. [3]-4)

beteiligte Personen: Otto Julius Bierbaum (1865-1913) - Textautor(in)

Erstdruck: Brettl-Lieder (Cabaret Songs), hrsg. von Leonard Stein. Belmont Music Publishers, Los Angeles 1970, S. 6-9
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 2, S. 134-137; Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 341-344; Fassung: Reihe B, Bd. 1/2, Teil 2, S. 120-123

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