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Brettl-Lieder
Nachtwandler

Entstehungszeitraum: 30.04.1901
Quellen:

Textquelle

Erste Niederschrift

Beschreibung:

Nachtwandler ist das einzige der 1901 in Wien komponierten acht Brettl-Lieder (vgl. Rufer WV S. 84), das ein kleines Instrumental-Ensemble verlangt. Das Werk ist in einer einzigen autographen Quelle überliefert.
Das Lied wurde am 30.4.1901 beendet. Es ist also nicht, wie oft angenommen, für Schönbergs Engagement an Wolzogens Berliner Überbrettl komponiert worden. Schönberg lebte im April 1901 noch in Wien (er siedelte Mitte Dezember 1901 nach Berlin über). Ob das erste Wiener Auftreten des Überbrettl um Ostern 1901 (Ostersonntag war der 7.4.) eventuell Schönbergs Brettl-Lieder inspiriert hat, ist ungeklärt. Das früheste gesicherte Datum für seine Brettl-Lieder tragen jedenfalls Der genügsame Liebhaber und Einfältiges Lied mit je 22.4.1901, beide sind also gut eine Woche vor Nachtwandler komponiert. Doch kann man sich auch einschlägige Wiener Unternehmen als Anregung denken, wie z. B. das Theater „Zum lieben Augustin", dessen Stempel auf Schönbergs Manuskript für das Brettl-Lied „Seit ich so viele Weiber sah" erscheint. Es ist allerdings interessant, daß Schönberg vier der Brettl-Lieder im Sommer 1901 an Wolzogen nach Berlin sandte. Zwei dieser Lieder erwarb Wolzogen für ein garantiertes Aufführungsrecht von einem Jahr am Überbrettl. Schönbergs Anstellungsvertrag beim Berliner Bunten Theater wurde am 23.12.1901 in Berlin unterschrieben, er begann sein Arbeitsverhältnis am 16.12.1901. Es ist durchaus möglich, daß diese Anstel­lung mit den übersandten Kompositionen in Verbindung steht. Nach Schönbergs eigener Mitteilung wurde Nachtwandler 1902 nur einmal im Berliner Überbrettl aufgeführt, ohne jedoch Erfolg zu haben. Angesichts des Vertrags mit Wolzogen könnte diese Mitteilung bezweifelt werden, möglicherweise bezieht sie sich auf die Zeit der Anstellung Schönbergs. Das Lied ist, wie alle Brettl-Lieder Schönbergs, vom Autor selbst nicht publiziert worden. (Brinkmann, Reinhold: GA, Reihe B, Bd. 24, Teil 2, S. 148-149)

Überliefert ist ein Autograph. (Brinkmann, Reinhold: GA, Reihe B, Bd. 24, Teil 2, S. 143)

Besetzung: Gesangsstimme, Klavier, kleine Trommel, Piccolo, Trompete
Gattung: Kammermusik --> Melodramen und Lieder mit Instrumenten
Text:

Text nach GA:

Trommler, laß dein Kalbfell klingen,
Und Trompeter, blas darein,
Daß sie aus den Betten springen,
Mordio Michel, Mordio! schrei'n,
Tuut und trumm, tuut und trumm,
Zipfelmützen ringsherum.
Und so geh ich durch die hellen,
Mondeshellen Gassen hin,
Fröhlich zwischen zwei Mamsellen,
Wäscherin und Plätterin :
Links Luischen, rechts Marie,
Und voran die Musici.
Aber sind wir bei dem Hause,
Das ich euch bezeichnet hab,
Macht gefälligst eine Pause,
Und seid schweigsam wie das Grab!
Scht und hm, scht und hm,
Sachte um das Haus herum.
Meine heftige Henriette
Wohnt in diesem kleinen Haus,
Lärmen die wir aus dem Bette,
Kratzt sie uns die Augen aus.
Scht und hm, scht und hm,
Sachte um das Haus herum.
Lustig wieder Musikanten!
Die Gefahr droht nun nicht mehr;
Trommelt alle alten Tanten
Wieder an die Fenster her!
Tuut und trumm, tuut und trumm,
Zipfelmützen ringsherum.
Ja, so geh ich durch die hellen,
Mondeshellen Gassen hin,
Fröhlich zwischen zwei Mamsellen,
Wäscherin und Plätterin:
Links Luischen, rechts Marie,
Und voran die Musici.

Text nach Vorlage:

[Gustav Falke]
Nachtwandler.
Trommler, laß dein Kalbfell klingen,
Und, Trompeter, blas darein,
Daß sie aus den Betten springen,
Mordio Michel, Mordio! schrei'n,
Tuut und trumm, tuut und trumm,
Zipfelmützen rings herum.

Und so geh ich durch die hellen,
Mondeshellen Gassen hin,
Fröhlich zwischen zwei Mamsellen,
Wäscherin und Plätterin:
Links Luischen, rechts Marie,
Und voran die Musici.

Aber sind wir bei dem Hause,
Das ich euch bezeichnet hab,
Macht gefälligst eine Pause,
Und seid schweigsam wie das Grab!
Scht und hm, scht und hm,
Sachte um das Haus herum.

Meine heftige Henriette
Wohnt in diesem kleinen Haus,
Lärmen die wir aus dem Bette,
Kratzt sie uns die Augen aus.
Scht und hm, scht und hm,
Sachte um das Haus herum.

Lustig wieder, Musikanten!
Die Gefahr droht nun nicht mehr;
Trommelt alle alten Tanten
Wieder an die Fenster her!
Tuut und trumm, tuut und trumm,
Zipfelmützen rings herum.

Ja, so geh ich durch die hellen,
Mondeshellen Gassen hin,
Fröhlich zwischen zwei Mamsellen,
Wäscherin und Plätterin:
Links Luischen, rechts Marie,
Und voran die Musici.

(O. J. Bierbaum (Hrsg.): Deutsche Chansons (Brettl-Lieder). Berlin u. Leipzig: Schuster & Loeffler 1900, S. 75-76)

beteiligte Personen: Gustav Falke (1853-1916) - Textautor(in)

Erstdruck: [Faksimile] Los Angeles, Belmont 1969 (Bel-1001)
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 24, S. 175-196; Reihe B, Bd. 24, Teil 2, S. 143-149

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