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Bearbeitungen (Fragmente)
[GA B 25/26.03] Sonate für Viola da gamba und Klavier G-Dur BWV 1027 von Johann Sebastian Bach

Entstehungszeitraum: 1939
Quellen:

Photokopien des Partitur-Autographs

Beschreibung:Die vollendeten Bach-Bearbeitungen („Komm Gott, Schöpfer, Heiliger Geist“; „Schmücke dich, o liebe Seele“; Präludium und Fuge in Es-Dur für Orgel) dokumentieren nicht nur eine besondere Neigung Schönbergs zu Bachs Musik, die zu einem tiefen Verständnis führte, sondern noch mehr, nämlich die andauernde Befassung des Komponisten mit tonaler Musik in der Phase der Konsolidierung der Kompositionsmethode mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen. Schönbergs Interesse an tonaler Musik hatte jetzt eine ganz andere Bedeutung. Nach den Orchestrationen entstanden zunächst freie Umgestaltungen je eines Werkes von Matthias Georg Monn (1932) und Georg Friedrich Händel (1933), schließlich eine von Schönberg selbst so genannte Suite im alten Stil für Streichorchester in G-Dur (1934). In der programmatischen Benennung dieser Suite folgte er dem Vorbild Max Regers und grenzte sich zugleich von den Komponisten ab, die den alten Stil für einen neuen auszugeben suchten.

Aber Bach war, wie schon die mannigfachen Erwähnungen in Niederschriften aller Art beweisen, für Schönberg stets aktuell geblieben. Vielleicht erschien er ihm in seiner Spätzeit in etwas anderem Licht, jedenfalls hat er mindestens noch einmal versucht, ein Werk Bachs zu bearbeiten. Und zwar die Sonate für Viola da gamba und Klavier G-Dur BWV 1027, die aus einer Sonate für zwei Flöten und Basso continuo (BWV 1039) hervorgegangen ist. Es ist also eine Triosonate. Schönberg hat leider nur fünf Takte in Partitur geschrieben: Sonata a Viola da gamba e Cembalo obligato di Johann Sebastian Bach, arranged for Violoncell and Orchestra by Arnold Schoenberg. Als Datum erscheint January 3, 1939.

Ist das unvollendete Werk – genauer: der sogleich wieder abgebrochene Anfang – auch sehr klein, so läßt sich doch ahnen, was Schönberg wollte und was es, eben weil er es nicht realisiert hat, jetzt leider doch nicht gibt. Der sehr originelle Einsatz der drei Klarinetten als belebte Klangfüllung ganz ohne Dicke, und die Zufügung neuer Nebenstimmen, sind Traditionsgut aus der Bearbeitungspraxis von Mozart bis Robert Franz. Daß diese Nebenstimmen wohl aus der Welt des volkstümlichen Mahler entstammen, ist sicher originell. Wen erinnerte die als Kontrapunkt ersonnene Flötenmelodie in Takt 4 nicht an die behäbige überschlagende Ländlerweise im langsamen Satz der Zweiten Symphonie? Wer von den Freunden der Musik Schönbergs wäre nicht begierig zu erfahren, wie es hier hätte weitergehen können und sollen? Wenn es auch hier keine verbindliche Antwort geben kann, so gewähren doch diese wenigen Takte einen reizvollen Ausblick in unbekannte Fernen.
Wie sehr die Gedanken Schönbergs mit diesem Projekt beschäftigt waren, dokumentiert ein zwei Wochen vor der Niederschrift des Fragments datierter Brief (19.XII.1938) an den Cellisten Emanuel Feuermann:
Lieber Herr Feuermann! Ich beabsichtige, eine oder mehrere der Cellosonaten mit Clavicembalo von Bach (aus dem „Neunten Jahrgang“ der Bachgesellschaft – bei Breitkopf und Härtel) für Cello und Orchester zu arrangieren. Es kommen hiefür in erster Linie selbstverständlich die von Bach selbst für Viola da Gamba arrangierten in Betracht, aber ich würde gegebenenfalls auch irgend eines der anderen Stücke aus diesem Band machen, wenn die geeigneter wären.
Mein Plan ist, die Solostimmen unverändert zu lassen. Aber ich habe auch daran gedacht, nebst der Originalpartitur eine mehr brilliante Fassung (wenigstens teilweise) beizufügen. Auch denke ich daran, wenn sich ein geeigneter Platz findet, eine oder mehrere Kadenzen einzustreuen (ad libitum natürlich).
Das Orchester soll klein sein, höchstens 2faches Holz (vielleicht sogar nur einfaches), 2 Hörner, 2 Trompeten, 1 oder 2 Posaunen, vielleicht aber auch da weniger.
Ich frage Sie nun, ob Sie sich für einen solchen Plan interessieren. Ich frage Sie als ersten, obwohl Sie ja meinen Monn gar nicht mehr spielen, aber weil Sie ihn wirklich ausserordentlich gut gespielt haben.
Es kommen folgende Fragen in Betracht: Wollen Sie eine solche Bearbeitung erwerben? Das heißt: a) ganz ankaufen, mit allen Rechten, inclusive Verlags- und Aufführungsrecht: oder b) lediglich das alleinige Aufführungsrecht für eine festzusetzende Anzahl von Jahren, nach Ablauf welcher ich erst berechtigt bin, es drucken zu lassen: oder c) daß Sie mir das Recht lassen, es zu publizieren und beliebig aufführen zu lassen und nur die Uraufführung erwerben und das Recht, es lebenslänglich ohne Bezahlung (Aufführungsgebühren etc.) aufzuführen.
Sagen Sie mir Ihre Meinung und machen Sie mir ein generöses Angebot (nicht nach dem Prinzip „was kostet bei Ihnen gar kein Hund?“), auf das ich ohne weiteres eingehen kann. Bitte antworten Sie bald, denn ich möchte bald anfangen.
[...] [zit. nach der Durchschrift, Library of Congress]
(GA, Reihe B, Bd. 25/26, S. XXXII-XXXIII)

Gattung: Bearbeitungen --> Bearbeitungen für Orchester (Fragmente)
beteiligte Personen: Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Komponist(in)

Gesamtausgabe: Reihe B, Band 25/26

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