Titel

Werkgattungen

Papiersorten

Volltextsuche

Kategoriensuche

Verknüpfte Suche

Sie befinden sich hier: Alle Titel / Ode to Napoleon Buonaparte - A. Originalfassung

Ode to Napoleon Buonaparte
A. Originalfassung

Opus: op. 41
Entstehungszeitraum: 12.03.1942-12.06.1942
Uraufführung: 10. Juli 1946, London, Goldsmith's Hall (Aeolian String Quartet; Cuthbert Kelly, Sprecher; Else Cross, Klavier)
Quellen:

Textquelle englische Fassung

Textquelle deutsche Fassung

Zusammengesetztes Skizzenblatt

Zusammengesetztes Skizzenblatt II

Fünf zusammengesetzte Skizzenblätter

Fünf Skizzenblätter

Bogen mit Skizzen

Skizzenblatt I

Skizzenblatt II

Skizzenblatt III

Skizzenblatt IV

Skizzenblatt V

Skizzenblatt VI

Erstniederschrift der Partitur der Quartettfassung

Lichtpause-Reinschrift der Quartettfassung

Schönbergs Handexemplar der EA der Quartettpartitur I

Eduard Steuermanns Handexemplar der EA der Quartettpartitur I

Autographe Niederschrift der Rezitationsstimme mit deutschem Text

Erste Niederschrift des Auszugs für zwei Klaviere von Heinrich Jalowetz

Reinschrift des Auszugs für zwei Klaviere von Heinrich Jalowetz
Weitere Quellen:

Textvorlagen und separate Skizzenmanuskripte

Schönbergs englische Textvorlage

Schönbergs deutsche Textvorlage

Papiertüte mit 76 Notizzetteln

Schönbergs 1. Handexemplar der Lichtpausreinschrift C

Schönbergs 2. Handexemplar der Lichtpausreinschrift C

Eduard Steuermanns Handexemplar der Lichtpausreinschrift C

Manuskript der Partitur der Orchesterfassung

Autograph der zusätzlichen Kontrabaßstimme für die Orchesterfassung

Explanatory Notes zur Ausführung der Ode

Errata-Zettel Schönbergs

Erstausgabe der Partitur der Orchesterfassung

Erstausgabe der Streicherstimmen der Orchesterfassung

Erstausgabe der Partitur der Quartettfassung

Erstdruck der Stimmen der Quartettfassung

Schönbergs Handexemplar des Erstdrucks der Quartettstimmen K

Errata-Zettel

Errata-Zettel II

Errata-Zettel III

Errata-Zettel IV

Typoscript von Schönbergs deutscher Übersetzung des Textes

Beschreibung:Die Quellenlage für die originale QUARTETTFASSUNG der Ode ist ausgezeichnet. Es scheint, daß die Quellen fast ohne Verluste überliefert sind - wenngleich eine solche Feststellung für die Skizzenblätter niemals mit letzter Sicherheit gemacht werden kann. (Das Manuskript-Blatt zur Ode, das - gemäß Nono S. 395, Nr. 1302 - Walter Slezak im November 1944 von Schönberg für seine Autographen-Sammlung erhielt, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.) Vorhanden sind: Schönbergs Textvorlage Am in der „Cambridge Edition" der Werke Byrons; die deutsche Übersetzung An des Byronschen Gedichts in der Byron-Ausgabe von „Meyers Klassikern"; eine Reihe von Skizzenmanuskripten (Aa bis A1); die Erstniederschrift B der Partitur (begonnen 12.3., beendet 12.6.1942) mit der ersten Version S59 des Werkanfangs, die Lichtpausen-Reinschrift C der Partitur, zwei Abzüge (Handexemplare) der Lichtpause (Cl, mit autographen Korrekturen, und C2); der Partitur-Erstdruck I mit den Stimmen K, beide im April 1945 erschienen; erhalten ist auch ein Handexemplar I1 des Partitur-Erstdrucks mit autographen Korrekturen und drei beiliegenden Errata-Zetteln: der erste Zettel (L1), von der Hand Richard Hoffmanns, ist undatiert; der zweite Zettel (L2), ebenfalls von der Hand Richard Hoffmanns, ist mit 20.5.1949 datiert; der dritte Zettel (L4) ist von der Hand Clara Steuermanns und undatiert. Ein weiterer Errata-Zettel (L3) geht auf eine Anfrage Eduard Steuermanns zurück und steht in Zusammenhang mit Ll. Dazu kommt Schönbergs Handexemplar K1 des Stimmen-Erstdrucks. Ferner existieren verbale Skizzen Schönbergs zu seiner eigenen Übersetzung des Textes ins Deutsche (Ao), ein Typoskript M dieser Übersetzung und ein Autograph N der separaten Sprechstimme mit Schönbergs deutscher Textfassung. Hinzu kommen ein Lichtpausen-Abzug der Reinschrift aus dem Besitz Eduard Steuermanns (CSt) und Steuermanns Exemplar des Erstdrucks (ISt).

Zur Herstellung der ORCHESTERFASSUNG wurde von Schönberg im Juli 1942 ein Partitur-Abzug D* (der Quartettfassung) für Streichorchester eingerichtet. Die zusätzliche Kontrabaßstimme wurde separat geschrieben (E*) und im Verlag der Partitur inkorporiert. Die eingerichtete Streichorchesterpartitur D* und die autographe Kontrabaßstimme E* sind offenbar verloren. In der Library of Congress wird aus dem Besitz des Verlags G. Schirmer ein Errata-Zettel F2 von der Hand Schönbergs verwahrt, der mit Sept 29, 1943 datiert ist und sich offenbar auf eine Korrekturlesung im Rahmen der Herstellung der Orchesterpartitur bezieht. Die Erstausgabe G der Partitur der Orchesterfassung (Lichtpause-Abzüge, auf Leihbasis erhältlich) und der zugehörige Stimmensatz H waren im Frühjahr 1944 für die im Herbst folgende Uraufführung fertig. Eine frühere Version F1 der Explanatory Notes, die mit August/September 1943 zu datieren ist, betrifft beide Fassungen.

Der doppelte Copyright-Vermerk in den gedruckten Quellen fixiert also die verschiedenen Fertigstellungsdaten der beiden Fassungen: 1944 steht für die Orchesterfassung, 1945 für die Quartettfassung.

Die Quellen für die Quartettfassung und für die Orchesterfassung sind textkritisch nicht zu trennen. Sie überschneiden sich chronologisch und die Orchesterfassung geht von einem Abzug der Lichtpause der Quartettfassung aus, der wiederum gleichzeitig Korrekturen für die Quartettfassung enthielt. Wenn der Brief Greissles an Schönberg vom 20. 9.1943 (Dok 30, s. u. S. 127) den Herstellungsvorgang richtig darstellt, diente zudem die autographierte Orchesterpartitur als Herstellungsvorlage für den Druck der Quartettpartitur. Aus diesen Gründen werden in der folgenden Beschreibung die Quellen für beide Versionen gemeinsam chronologisch angeordnet.

Die Orchesterfassung wird in Bd. 9 A, 2 der Gesamtausgabe abgedruckt.

Besetzung: Klavier, Sprecher, Viola, Violine I, Violine II, Violoncello
Gattung: Kammermusik --> Melodramen und Lieder mit Instrumenten (Fragmente)
Text: Vorbei! – Noch gestern Fürst und groß,
den Fürsten sah’n mit Beben –
und heut ein Wesen namenlos, entehrt, doch noch am Leben.
Ist das der Herr von tausend Reichen
der alle Welt besät mit Leichen?
Und mag er’s überleben?
Wie fiel der stolze Morgenstern!
Kein Geist noch fiel so tief, so fern!

Was schlugst, Tyrann, du dein Gesind
das dir erstarb in Flehen?
Dich selbst anstaunend wardst du blind,
doch machtest andre sehen.
Mit Macht zu segnen reich gerüstet,
hast deren Leben du verwüstet,
die huld’gend dich umstehen,
bis erst dein Fall dem Blick der Welt
das Nichts der Ehrfurcht bloßgestellt.

Dank für die Lehre! – Mehr wird sie
der Zukunft Krieger lehren
als je vermocht Philosophie
mit Beten und Bekehren.
Der Zauber, der die Menschengeister
gebannt hielt, nimmer wird er Meister;
nicht werden sie verehren
im Staub den Götzen auf dem Thron,
des Stirn von Erz, des Fuß von Ton.

Triumphes Prunk und Prahlerei,
des Krieges wild Entzücken,
ein welterschütternd’ Siegesschrei
für deine Brust Erquicken. –
Das Schwert, der Szepter, dem zu dienen
die Völker nur geschaffen schienen,
wo ist das nun? – In Stücken
ging alles, Dämon, und zur Qual
blieb dir nur der Erinnerung Mal.

Der Vernichter jetzt vernichtet!
Der Sieger ist geschlagen!
Der andern streng ihr Los gerichtet,
muß seines bang erfragen.
Nimmt ruhig seinen Sturz er hin
weil er noch Hilf’ erhofft von Wien?
Oder ists schlichte Todesangst?
Tod wählt der Fürst – das Leben der Knecht –
dir ist der Mut zur Niedrigkeit recht!

Gespaltnen Baumes Rückpralls Kraft
hat Milo nicht erwogen;
geklemmt, sein Widerstand erschlafft,
sein Mut hat ihn betrogen.
Gestützt auf deines Heeres Macht
hast Haß und Zwiespalt du entfacht;
hast härt’res Los gezogen:
Ein Wolf rasch endet Milos Leid
doch dich frißt langsam auf dein Neid.

Der Römer, wenn sein Haß gestillt,
in Blut gelöscht sein Groll,
wirft hin die Macht, die ihm nichts gilt,
barbarisch, hoheitsvoll,
zieht ab, verachtend offen Knechte,
die er beraubt der Bürgerrechte—
zahlt so der Feigheit Zoll.
Moralisch doch sei er geschätzt,
der zwangfrei Macht durch Recht ersetzt.

Der Spanier, als der Krone Glanz
den Zauber ihm verloren,
birgt – in der Hand den Rosenkranz –
sich hinter Kloster Toren.
Der Paternoster Zahl zu wissen,
des Worts Bedeutung nicht zu missen,
hat kindisch er erkoren.
Was er gesündigt als Despot,
Gebet entsühn, da Hölle droht.

Doch du – der Blitzstrahl dir entwunden,
zu spät du widerstrebst;
Gewalt und Herrschaft sind entschwunden
dran du in Schwachheit klebst.
Obwohl ein Teufel den man haßt,
zeugt Gram dein Sturz, ja Mitleid fast
seit angstverzerrt du bebst.
Bedenkt, ihm war die Gotteswelt
nur Sprungbrett das ihn hochgeschnellt.

Die Welt vergoß ihr Blut für ihn
der so konnt seines schonen,
Monarchen lagen auf den Knien
und dankten ihm für Kronen.
O Freiheit, laß dich hoch verehren,
wenn so gebückt zum Staub sich kehren,
die sonst mit Haß dir lohnen.
Nicht finde bessern Ruhm fortan
die Welt zu blenden, ein Tyrann.

Geschrieben steht in Blut dein Tun,
und nicht umsonst! Es decken
all deine prächtigen Siege nun
nicht mehr die blut’gen Flecken.
Starbst du wie Ehre stirbt, es käm’
dir gleich, ein zweiter und beschäm’
die Welt mit neuen Schrecken.
Doch wer erklimmt die Sonnenhöh’,
daß er in Nacht, wie du, vergeh’?

Der Helden Staub zeigt in der Wage
mit Lehm denselben Preis.
Gerecht, am Ende ihrer Tage,
der Tod nur ein Maß weiß.
Doch sollten Große, die noch leben,
beseelten Feuers Funken geben,
die weder grell noch heiß.
Doch bleiben Welterob’rer greulich –
nicht macht Verachtung sie erfreulich.

Und sie, die Blume Austrias
dein Weib, des Kaisers Sproß:
dein Elend, – sag: wie trägt sie das?
Ist sie noch dein Genoß?
Teilt sie die hoffnungslose Reue,
beugt sie dem Schicksal sich in Treue
du mördrischer Koloß?
Liebt noch sie dich? Ein Restchen Glück
ließ dir ein gnädiges Geschick!

Auf deiner Insel laß dich nieder,
das Meer starr haßvoll an,
daß lächelnd, höhnisch es erwider:
»Nie herrschst du hier, Tyrann!«
Zum Zeitbertreib schreib auf den Sand,
daß wie das Meer, ist frei das Land,
erlöst von deinem Bann:
daß dir gebühr des Titels Ehre:
Korinths Schulmeister, Kinder-Lehre.

Was, Timur, den du mit dir führst
in engem Käfigs Pein,
was dachte dein gefangner Fürst,
wenn nicht »Die Welt war mein!«
Ging dir nicht mit dem Herrscherstabe
Vernunft, wie Babels Herrn zu Grabe,
nicht lang schließt du dich ein.
Dein Hang zu tun was dich vergnügt
mißachtet was die Nachwelt rügt.

Sprichts du, wie einst Prometeus’ Kraft,
noch Hohn dem Donnergotte?
Bleibst ungebeugt in Geiers Haft
in öder Felsengrotte?
Verdammt von Gott, von Menschen allen
verflucht bist du zuletzt verfallen
des Erzfeinds wildem Spotte.
Sein Mut im Falle selbst nicht schmolz,
wär sterblich er, er stürb mit Mut und Stolz.

Als Frankreich war das Maß der Welt,
sein Meister du, hoch zwar,
doch noch nicht höchst gestellt –
bliebst du Konsul, statt Cäsar,
hättst edlern Ruhmes Tat vollbracht,
als zuschreibt dir Marengos Schlacht.
Vergoldet wär sogar
dein Sturz im Zwielicht der Geschichte:
Untat verbleicht in ihrem Lichte.

Doch Kaiser mußt du sein durchaus,
den Purpur mußt du tragen –
als tilgt dies närrisch Kleid den Graus,
erstickt Gewissens Plagen.
Der Tand von längst verblichner Tracht,
mit Stern und Schnur und Fransenpracht –
wer wird danach noch fragen?
Du, eitler Herrschsucht trotzges Kind,
des Spielzeug raubt ein rauher Wind.

Wo mag ein müdes Auge finden
erhab’ner Größe Bild,
nicht bergend bill’gen Ruhmes Sünden:
ein unbefleckter Schild!
Ein Cincinnatus der Neuen Welt,
ihr größter, hehrster, reinster Held
hat diesen Wunsch erfüllt,
den Namen Washington vermacht
der Menschheit, der er Freiheit bracht’.
Übersetzter Text: Vorbei! – Noch gestern Fürst und groß,
den Fürsten sah’n mit Beben –
und heut ein Wesen namenlos, entehrt, doch noch am Leben.
Ist das der Herr von tausend Reichen
der alle Welt besät mit Leichen?
Und mag er’s überleben?
Wie fiel der stolze Morgenstern!
Kein Geist noch fiel so tief, so fern!

Was schlugst, Tyrann, du dein Gesind
das dir erstarb in Flehen?
Dich selbst anstaunend wardst du blind,
doch machtest andre sehen.
Mit Macht zu segnen reich gerüstet,
hast deren Leben du verwüstet,
die huld’gend dich umstehen,
bis erst dein Fall dem Blick der Welt
das Nichts der Ehrfurcht bloßgestellt.

Dank für die Lehre! – Mehr wird sie
der Zukunft Krieger lehren
als je vermocht Philosophie
mit Beten und Bekehren.
Der Zauber, der die Menschengeister
gebannt hielt, nimmer wird er Meister;
nicht werden sie verehren
im Staub den Götzen auf dem Thron,
des Stirn von Erz, des Fuß von Ton.

Triumphes Prunk und Prahlerei,
des Krieges wild Entzücken,
ein welterschütternd’ Siegesschrei
für deine Brust Erquicken. –
Das Schwert, der Szepter, dem zu dienen
die Völker nur geschaffen schienen,
wo ist das nun? – In Stücken
ging alles, Dämon, und zur Qual
blieb dir nur der Erinnerung Mal.

Der Vernichter jetzt vernichtet!
Der Sieger ist geschlagen!
Der andern streng ihr Los gerichtet,
muß seines bang erfragen.
Nimmt ruhig seinen Sturz er hin
weil er noch Hilf’ erhofft von Wien?
Oder ists schlichte Todesangst?
Tod wählt der Fürst – das Leben der Knecht –
dir ist der Mut zur Niedrigkeit recht!

Gespaltnen Baumes Rückpralls Kraft
hat Milo nicht erwogen;
geklemmt, sein Widerstand erschlafft,
sein Mut hat ihn betrogen.
Gestützt auf deines Heeres Macht
hast Haß und Zwiespalt du entfacht;
hast härt’res Los gezogen:
Ein Wolf rasch endet Milos Leid
doch dich frißt langsam auf dein Neid.

Der Römer, wenn sein Haß gestillt,
in Blut gelöscht sein Groll,
wirft hin die Macht, die ihm nichts gilt,
barbarisch, hoheitsvoll,
zieht ab, verachtend offen Knechte,
die er beraubt der Bürgerrechte—
zahlt so der Feigheit Zoll.
Moralisch doch sei er geschätzt,
der zwangfrei Macht durch Recht ersetzt.

Der Spanier, als der Krone Glanz
den Zauber ihm verloren,
birgt – in der Hand den Rosenkranz –
sich hinter Kloster Toren.
Der Paternoster Zahl zu wissen,
des Worts Bedeutung nicht zu missen,
hat kindisch er erkoren.
Was er gesündigt als Despot,
Gebet entsühn, da Hölle droht.

Doch du – der Blitzstrahl dir entwunden,
zu spät du widerstrebst;
Gewalt und Herrschaft sind entschwunden
dran du in Schwachheit klebst.
Obwohl ein Teufel den man haßt,
zeugt Gram dein Sturz, ja Mitleid fast
seit angstverzerrt du bebst.
Bedenkt, ihm war die Gotteswelt
nur Sprungbrett das ihn hochgeschnellt.

Die Welt vergoß ihr Blut für ihn
der so konnt seines schonen,
Monarchen lagen auf den Knien
und dankten ihm für Kronen.
O Freiheit, laß dich hoch verehren,
wenn so gebückt zum Staub sich kehren,
die sonst mit Haß dir lohnen.
Nicht finde bessern Ruhm fortan
die Welt zu blenden, ein Tyrann.

Geschrieben steht in Blut dein Tun,
und nicht umsonst! Es decken
all deine prächtigen Siege nun
nicht mehr die blut’gen Flecken.
Starbst du wie Ehre stirbt, es käm’
dir gleich, ein zweiter und beschäm’
die Welt mit neuen Schrecken.
Doch wer erklimmt die Sonnenhöh’,
daß er in Nacht, wie du, vergeh’?

Der Helden Staub zeigt in der Wage
mit Lehm denselben Preis.
Gerecht, am Ende ihrer Tage,
der Tod nur ein Maß weiß.
Doch sollten Große, die noch leben,
beseelten Feuers Funken geben,
die weder grell noch heiß.
Doch bleiben Welterob’rer greulich –
nicht macht Verachtung sie erfreulich.

Und sie, die Blume Austrias
dein Weib, des Kaisers Sproß:
dein Elend, – sag: wie trägt sie das?
Ist sie noch dein Genoß?
Teilt sie die hoffnungslose Reue,
beugt sie dem Schicksal sich in Treue
du mördrischer Koloß?
Liebt noch sie dich? Ein Restchen Glück
ließ dir ein gnädiges Geschick!

Auf deiner Insel laß dich nieder,
das Meer starr haßvoll an,
daß lächelnd, höhnisch es erwider:
»Nie herrschst du hier, Tyrann!«
Zum Zeitbertreib schreib auf den Sand,
daß wie das Meer, ist frei das Land,
erlöst von deinem Bann:
daß dir gebühr des Titels Ehre:
Korinths Schulmeister, Kinder-Lehre.

Was, Timur, den du mit dir führst
in engem Käfigs Pein,
was dachte dein gefangner Fürst,
wenn nicht »Die Welt war mein!«
Ging dir nicht mit dem Herrscherstabe
Vernunft, wie Babels Herrn zu Grabe,
nicht lang schließt du dich ein.
Dein Hang zu tun was dich vergnügt
mißachtet was die Nachwelt rügt.

Sprichts du, wie einst Prometeus’ Kraft,
noch Hohn dem Donnergotte?
Bleibst ungebeugt in Geiers Haft
in öder Felsengrotte?
Verdammt von Gott, von Menschen allen
verflucht bist du zuletzt verfallen
des Erzfeinds wildem Spotte.
Sein Mut im Falle selbst nicht schmolz,
wär sterblich er, er stürb mit Mut und Stolz.

Als Frankreich war das Maß der Welt,
sein Meister du, hoch zwar,
doch noch nicht höchst gestellt –
bliebst du Konsul, statt Cäsar,
hättst edlern Ruhmes Tat vollbracht,
als zuschreibt dir Marengos Schlacht.
Vergoldet wär sogar
dein Sturz im Zwielicht der Geschichte:
Untat verbleicht in ihrem Lichte.

Doch Kaiser mußt du sein durchaus,
den Purpur mußt du tragen –
als tilgt dies närrisch Kleid den Graus,
erstickt Gewissens Plagen.
Der Tand von längst verblichner Tracht,
mit Stern und Schnur und Fransenpracht –
wer wird danach noch fragen?
Du, eitler Herrschsucht trotzges Kind,
des Spielzeug raubt ein rauher Wind.

Wo mag ein müdes Auge finden
erhab’ner Größe Bild,
nicht bergend bill’gen Ruhmes Sünden:
ein unbefleckter Schild!
Ein Cincinnatus der Neuen Welt,
ihr größter, hehrster, reinster Held
hat diesen Wunsch erfüllt,
den Namen Washington vermacht
der Menschheit, der er Freiheit bracht’.
beteiligte Personen: Lord Byron (1788-1824) - Textautor(in)

Erstdruck: G. Schirmer, New York, (Herbst) 1944 (Orchesterfassung); G. Schirmer, New York, (April) 1945 (Quartettfassung) (Nr. 40981 Partitur und Stimmen)
Gesamtausgabe: Reihe B, Band 24,2, S. 19-149

zurück