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Herzgewächse

Opus: op. 20
Entstehungszeitraum: 05.12.1911-09.12.1911
Uraufführung: unbekannt, belegbar sind eine (Ur-?)Aufführung am 2. Dezember 1923, New York (Eva Leoni, Sopran; Robert Schmitz, Dirigent) und eine, im Programm als UA angezeigte Aufführung in Wien, Kleiner Musikvereins-Saal, am 17. April 1928.
Quellen:

Textquelle

Autograph (Reinschrift) mit Aufführungseintragungen

Schönbergs Handexemplar von „Faksimile-Druck“ (Ca)
Weitere Quellen:

Textvorlagen und separate Skizzenmanuskripte

Autographe Reinschrift

Faksimile-Druck von „autographer Reinschrift“ (C*)

Exemplar von „Faksimile-Druck“ (Ca). Von Schönberg eingerichtet als Stichvorlage für den Erstdruck D

Erstdruck

1. Handexemplar Schönbergs vom Erstdruck

2. Handexemplar Schönbergs vom Erstdruck

Beschreibung:

Das Lied ist zwischen dem 5. und 9. Dezember 1911 komponiert worden. Schönbergs Brief an Alban Berg vom 4.12. gibt das Datum post quem; Schönberg berichtet hier, daß er wegen anderer Verpflichtungen lange nicht zum Kompo­nieren gekommen sei. Die Reinschrift C* verzeichnet, nach dem Faksimile Ca im Blauen Reiter, das Enddatum 9.12.1911. Die Uraufführung war für das Konzert am 4.2.1912 im Harmonium-Saal am Berliner Lützowplatz geplant, das ursprünglich am 28.1. stattfinden sollte. Die zunächst vorgesehene Besetzung war: Martha Winternitz-Dorda (Sopran), Frau Simon-Herlitz (Harmonium), Louis Closson (Celesta), Max Saal (Harfe). Anton Webern sprang für Frau Simon-Herlitz ein. Eine Instrumentalprobe am 2.2. ist in Schönbergs Berliner Tagebuch belegt und noch der Programmzettel nennt das Lied als Nr. 4 der Werkfolge im Konzert, mit Anton Webern am Harmonium. Die Uraufführung mußte jedoch kurzfristig abgesagt werden, da Frau Winternitz-Dorda die extreme Partie stimmlich nicht bewältigen konnte, zumindest nicht so kurzfristig.
Eine für den Herbst 1912 geplante Aufführung im Wiener Akademischen Verein kam ebenfalls nicht zustande. Die Drucklegung, die Schönberg in vielen Briefen seit 1912 von der Universal-Edition verlangte, verzögerte sich, vermutlich wegen des Krieges und seiner finanziellen Folgen, bis ins Jahr 1920. Daten der Uraufführung sind nicht gesichert. Da die Partitur seit 1920 zu erwerben war und keine separaten Stimmen gedruckt oder vom Verlag verliehen wurden, sind Aufführungen seit 1920 möglich, ohne daß Komponist und Verlag davon wissen konnten. Als Uraufführung wird in der Schönberg-Literatur die Wiedergabe unter der Leitung Anton Weberns in einem Konzert vom 17.4. 1928 im Wiener Kleinen Musikvereinssaal angegeben; auch der Programmzettel dieses Konzerts annonciert ausdrücklich eine „Uraufführung". Weberns Brief an Schönberg vom Abend der Aufführung spricht allerdings (korrekt) von „Wiener Erstaufführung". Doch hatte zumindestens Edgar Varese die Herzgewächse bereits im New Yorker Konzert seiner International Composers' Guild am 2.12. 1923 ins Programm genommen (und Alban Berg wußte von diesem Konzert). Eva Leoni war die Sopranistin, Robert Schmitz der Dirigent in einem Konzert, in dem Claudio Arrau Klaviermusik von Lourie (Synthesen), Hindemith (Marsch und Nachtstück aus der Suite 1922) und Bartök (Improvisationen) spielte und in dem Leopold Stokowski nach der Pause den Renard von Stravinsky dirigierte. (Brinkmann, Reinhold: GA, Reihe B, Bd. 24, Teil 2, S. 12)
Das Lied ist in mehreren Quellen unterschiedlicher Prägnanz überliefert. Eine Erstniederschrift mit ihren für Schönberg typischen Unvollständigkeiten ist nicht darunter, diese hat als verschollen zu gelten (A*). Skizzen oder Entwürfe sind ebenfalls nicht erhalten; es ist nicht bekannt, daß solche überhaupt existiert haben. Vorhanden ist eine undatierte, autographe Reinschrift B, die auch Eintragungen für Aufführungszwecke enthält, teils von Schönbergs, teils vermutlich von fremder Hand. B wurde offenbar in den Proben zur geplanten Uraufführung im Berliner Konzert vom 4.2.1912 benutzt. Für dieses Konzert müssen weitere Abschriften, vermutlich von Kopistenhand, vorhanden gewesen sein, darunter eine für die nicht in Berlin weilende Sängerin Martha Winternitz-Dorda zur Einstudierung des Vokalparts. (Natürlich könnten statt Partitur-Kopien auch Stimmen hergestellt worden sein.) Diese sekundären Quellen sind ebenfalls verschollen. Ferner ist eine zweite autographe Reinschrift verschollen (C*). Es handelt sich um eine Schön-Reinschrift für die Faksimile-Veröffentlichung des Liedes in dem von Wassily Kandinsky und Franz Marc herausgegebenen Almanach Der Blaue Reiter von 1912. Nach Ausweis von Briefen hat Schönberg dieses Autograph im Frühjahr 1912 Reinhard Piper, dem Verleger des Blauen Reiter geschenkt. Notentext und Anlage dieses verlorenen Autographs können aus der Faksimile-Veröffentlichung (Ca) erschlossen werden. Schönberg hat mehrere Separata des Faksimiles erhalten. Eines davon (Ca1) hat er als Stichvorlage für den Erstdruck D eingerichtet; diese Stichvorlage wurde im Sommer 1914 an die Universal-Edition übersandt. Ein weiteres Exemplar (Ca2) ist in Schönbergs Nachlaß als Handexemplar erhalten. Der Partitur-Erstdruck D erschien 1920, also relativ spät, in der Universal-Edition, Wien. Separate Einzelstimmen wurden nicht gedruckt. Zwei Handexemplare des Erstdrucks (D1, D2) sind im Nachlaß Schönbergs überliefert. Ein Klavierauszug mit Text wurde von Felix Greissle angefertigt und 1925 von der Universal-Edition, Wien, veröffentlicht. (Brinkmann, Reinhold: GA, Reihe B, Bd. 24, Teil 2, S. 1)

Besetzung: Gesangsstimme, Harfe, Celesta, Harmonium
Gattung: Kammermusik --> Melodramen und Lieder mit Instrumenten
Text:

Text nach GA:

Meiner müden Sehnsucht blaues Glas
deckt den alten unbestimmten Kummer,
dessen ich genas,
und der nun erstarrt in seinem Schlummer.

Sinnbildhaft ist seiner Blumen Zier:
Mancher Freuden düstre Wasserrose,
Palmen der Begier,
weiche Schlinggewächse, kühle Moose.

Eine Lilie nur in all dem Flor,
bleich und starr in ihrer Kränklichkeit,
richtet sich empor
über all dem blattgeword’nen Leid.

Licht sind ihre Blätter anzuschauen,
weißen Mondesglanz sie um sich sät,
zum Krystall dem blauen
sendet sie ihr mystisches Gebet.

Text nach Vorlage:

Herzgewächse
Meiner müden Schwermut blaues Glas
Deckt den alten, unbestimmten Kummer,
Dessen ich genas,
Und der nun erstarrt in seinem Schlummer.

Sinnbildhaft ist seiner Blumen Zier:
Mancher Freuden düstre Wasserrose,
Palmen der Begier,
Weiche Schlinggewächse, kühle Moose.

Eine Lilie nur in all dem Flor,
Bleich und starr in ihrer Kränklichkeit,
Richtet sich empor
Über all das blattgewordne Leid.

Licht sind ihre Blätter anzuschauen,
Weissen Mondesglanz sie um sich sät.
Zum Kristall, dem blauen,
Sendet sie ihr mystisches Gebet.

(Maurice Maeterlinck: Gedichte. Verdeutscht v. K.L. Ammer und Fr. v. Oppeln-Bronikowsi. Jena: Eugen Diederichs 1906, S. 11) 

beteiligte Personen: Maurice Maeterlinck (1862-1949) - Textautor(in)

Erstdruck: Universal Edition, Wien 1920 (UE Nr. 6209)
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 24, S. 1-9; Reihe B, Bd. 24, Teil 2, S. 1-18

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