Drei zusammenhängende Entwürfe zu einem Chorwerk, 19 Takte. (Okuljar, Tadeusz; Sichardt, Martina: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 3, S. 73)

Die Entstehungszeit der nicht datierten Entwürfe läßt sich aufgrund der Lokalisierung innerhalb des II. Skizzenbuchs eingrenzen. Die letzte Datierung, die den 28.10.1905 nennt, wurde auf S. [80] notiert; unter der Annahme, daß Schönberg das II. Skizzenbuch nach Beginn des III. Skizzenbuchs (im April 1906) nicht mehr benutzte, entstanden die auf S. [96]-97 niedergeschriebenen Chor-Entwürfe – wie auch das fragmentarische Hölderlin-Lied Die Kürze (auf S. [88] des gleichen Skizzenbuchs) – zwischen Oktober 1905 und April 1906. Schönbergs dritte Hölderlin-Vertonung, das Lied-Fragment Heilig Wesen, stammt aus der gleichen Zeit: es wurde auf S. [4] des III. Skizzenbuchs niedergeschrieben. (Okuljar, Tadeusz; Sichardt, Martina: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 3, S. 73)

Text nach GA:

Wo bist du? trunken dämmert die Seele mir
Von aller deiner Wonne; denn eben ist's,
Daß ich gelauscht, wie, goldner Töne
Voll, der entzückende Sonnenjüngling
Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt';
Es tönen rings die Wälder und Hügel nach,
Doch fern ist er zu frommen Völkern,
Die ihn noch ehren, hinweggegangen.

Text nach Vorlage:

Sonnenuntergang.
Wo bist du? trunken dämmert die Seele mir
Von aller deiner Wonne; denn eben ist's,
Daß ich gelauscht, wie, goldner Töne
Voll, der entzückende Sonnenjüngling
Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt';
Es tönten rings die Wälder und Hügel nach,
Doch fern ist er zu frommen Völkern,
Die ihn noch ehren, hinweggegangen.

(Friedrich Hölderlin: Sonnenuntergang. In: Der Kunstwart (Hrsg.): Hausbuch der deutschen Lyrik. Gesammelt von Ferdinand Avenarius. Mit Zeichnungen von Fritz Phil. Schmidt. München: Georg D. W. Callwey ⁵1904, S. 35)