Im April 1926 hatte der Verlag S. Fischer in einem Rundschreiben – ein Blatt Büttenpapier war gleich beigelegt worden – um Beiträge zu einer Festschrift zum siebzigsten Geburtstag ihres Autors Bernard Shaw gebeten. Es erging an zahlreiche Persönlichkeiten des geistigen und künstlerischen Lebens in Deutschland – schließlich versammelte die Festschrift neunzig Beiträge. Schönberg verfaßte zunächst den Text, dann einen sechsstimmigen Kanon dazu:
Op. 28 Anhang III „Legitimation als Kanon“: [21. April: Daten auf Zettel mit Skizze und Text, A 21v, 21a v] 29. (ante corr. 30.) April: Erste Niederschrift (E2 verso)
Diesen Kanon schickte er dann (Quellen G3 und K) an den Verlag S. Fischer und schrieb dazu am 3. Mai:
Mit gleicher Post sende ich Ihnen einen Beitrag zur Bernard Shaw Festschrift, zu welchem Sie mich durch Ihren Brief vom April 1926 aufgefordert haben.
Der Beitrag bestellt aus drei Blättern. Da ich nur ein Büttenblatt erhalten hatte, habe ich zwei Leinenpapier Blätter verwendet und bitte diese von einem Buchbinder in das entsprechende Format schneiden und an Büttenblätter anheften zu lassen.
Der Verlag bedankte sich am 19. Mai:
Sehr verehrter Herr Professor!
Wir kommen erst heute dazu, Ihnen für Ihren Beitrag zu der Bernard Shaw zugedachten Ehrung unseren aufrichtigsten Dank zu sagen. Wir glauben den anderen Einsendern kein Unrecht zu tun, wenn wir unserer Meinung Ausdruck geben, dass Ihr Beitrag das Wertvollste unter den Einsendungen darstellt, die uns aus diesem Anlass zugegangen sind und wenn wir der festen Ueberzeugung sind, dass er Shaw auch die grösste Freude bereiten wird. Was Sie in diesen, kleinen Kunstwerk gegeben haben, ist so meisterhaft und entwickelt sich aus seiner Idee und dem musikalischen Kern mit solcher Gesetzmässigkeit zu einem musikalischen Meisterstück, dass es uns selbst die grösste Freude bereitet hat und sicherlich auch auf den Beschenkten in diesem Sirene wirken wird.
Shaw selbst versäumte es lange Zeit, sich beim Verlag S. Fischer (oder bei den Autoren) für die Festgabe zu bedanken. Erst am 3. November schrieb er einen längeren Brief an Fischer, der diesen dann als Abschrift an die Autoren der Festgabe weiterleitete. Die ursprüngliche Absicht des Verlags, die Festschrift gedruckt erscheinen zu lassen, wurde allerdings nicht weiter verfolgt. Schönberg entschloß sich, wohl gleichzeitig mit der Komposition des Shaw-Kanons, diesen und den im Februar komponierten Kanon für Streichquartett als Anhang II und III zu op. 28 erscheinen zu lassen. (Okuljar, Tadeusz; Schubel, Dorothee: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 2, S. XXV)
Überliefert sind Reihentabellen von Nr. 3 und Skizzen (A), die Erste Niederschrift von Nr. 1 (B), drei Niederschriften von Nr. 2 (C1, C2, C3) und die Erste Niederschrift von Nr. 3 (D).
Weiterhin von Anhang I (dessen Kanons in zwei Fassungen vorliegen): von I 1: die Erste Niederschrift der ersten Fassung (A 18[r]) sowie die der endgültigen Fassung (A 16[v]); von I 2: die Erste Niederschrift der ersten Fassung (A 19[r]) sowie die der endgültigen Fassung (A 16[v]); von I 3: die Erste Niederschrift der ersten Fassung (A 18[r], 18a[r]) sowie die der endgültigen Fassung, zwei- und vierstimmige Notierung (A 16[r], 17[v]); überdies von Anhang I eine Reinschrift (F).
Von Anhang II: die Erste Niederschrift, zwei- und vierstimmige Notierung (A 20a[r]).
Von Anhang III: die Erste Niederschrift und drei Reinschriften der einstimmigen Notierung (E1, G1, G2, G3) sowie die Erste Niederschrift der sechsstimmigen Notierung (E2); außerdem die Niederschrift (J) und Reinschrift (K) der Fassung für zwei Klaviere.
Der Stichvorlage (H) für den Originaldruck (I) liegt auch die der ersten Fassung von Anhang I bei (vgl. Werkgeschichte, S. XXI ff.; Abdruck S. 199 ff.).
Von I ist ein Exemplar vorhanden, das Schönberg als Handexemplar diente, d. h. welches er mit Eintragungen versehen hat (Ia).
Innerhalb der Quellen A, B, C1, E1 und H befinden sich auch Textquellen (mit T gekennzeichnet), die im Kapitel III. Texte (S. 108 ff.) zusammengestellt werden. (Okuljar, Tadeusz; Schubel, Dorothee: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 2, S. 66)