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Vier Stücke für gemischten Chor
1. Unentrinnbar

Opus: op. 27
Entstehungszeitraum: 1925-30.09.1925
Quellen:

Text, Reihen, Skizzen, Erste Niederschrift

Reinschrift. Stichvorlage für den Originaldruck [D]
Weitere Quellen:

Skizzen

Reinschrift. Widmungsexemplar für Emil Hertzka zum 25jährigen Jubiläum der Universal-Edition im Frühjahr 1926

Originaldruck. Universal-Edition A. G. Wien-New York 1926. U.E. 8549

Schönbergs Handexemplar des Originaldrucks D

Beschreibung:

Anton Webern schrieb am 23. September 1925 an Alban Berg:
Schönberg ist gestern nach Mödling gekommen. Ich war gegen Abend bei ihm. Er erzählte vom Debacle der „modernen Musik": inclusive Strawinsky, von dem er sagte, er habe sich einen Bubykopf schneiden lassen; er „bachelt" (Bach-Imita­tion).

Den ersten Einfall zum Text des zweiten Stücks der Drei Satiren für gemischten Chor, op. 28, brachte Schönberg aus Venedig mit, wo vom 3. bis 8. September 1925 das Kammermusikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik stattgefunden hatte. Mit der Formulie­rung der Texte der Satiren Ende 1925, vor allem aber der des Vorworts - zahlreiche kleinere (zumeist nicht publi­zierte) Aufzeichnungen der 1920er Jahre sind die Vor­läufer und Nachfolger dieser Polemik - nahm die Aus­einandersetzung Schönbergs mit dem „Neoklassizismus“ Gestalt an. Der Grund dafür, daß Schönberg seine Mei­nung gerade zu diesem Zeitpunkt öffentlich zugänglich machte, mag auch im wachsenden Selbstbewußtsein des Komponisten zu suchen sein: kurz vor der Venedig-Reise, im August 1925, wurde Schönbergs Berufung als Professor an die Preußische Akademie der Künste in Berlin bekannt, und die damit verbundene Anerkennung trug offensichtlich dazu bei, daß er nun laut äußerte, was er zuvor gedacht hatte.

Unmittelbar vor den Satiren komponiert und in der musi­kalischen Gestalt auf vielfältige Weise verwandt, sind die Vier Stücke für gemischten Chor op. 27. Zwei der vier Texte verfaßte Schönberg selbst, zwei sind den Nach­dichtungen Hans Bethges aus dem Chinesischen entnommen.
Folgende Daten zur Komposition von op. 27 sind be­legt:
op. 27 Nr. 1 „Unentrinnbar“: 30. September: End­datum der Ersten Niederschrift (Aa 2v). Zwischenzeitlich Titel, auf Textquellen und in C: Tapfere
op. 27 Nr. 2 „Du sollst nicht, du mußt“: 14. Okto­ber: Text (TA, Sammelhandschrift III, S. 3r); 16. (ante corr. 14.) bis 17. Oktober: Erste Niederschrift (Aa 5r bzw. 6r). Zwischenzeitlich Titel, auf Textquellen: Du sollst dir kein Bild machen
op. 27 Nr. 3 „Mond und Menschen“: 14. bis 16. Oktober: Erste Niederschrift (Aa 7r bzw. 7v)
op. 27 Nr. 4 „Der Wunsch des Liebhabers“: 10. November: Enddatum Erste Niederschrift (Aa 11)

Unmittelbar vor den Satiren komponiert und in der musi­kalischen Gestalt auf vielfältige Weise verwandt, sind die Vier Stücke für gemischten Chor op. 27. Zwei der vier Texte verfaßte Schönberg selbst, zwei sind den Nach­dichtungen Hans Bethges aus dem Chinesischen entnommen.
Sogleich nach Abschluß der Ersten Niederschrift des vierten Chores von op. 27 begann Schönberg mit der Komposition der zweiten Serie von Chorstücken, den Drei Satiren op. 28, die - noch ohne Anhang II und III - bis zum Neujahrstag 1926 ausgeführt wurden. Die belegbaren Daten sind hier:
op. 28 Nr. 1 „Am Scheideweg“: 12. November: Skizzen (A 1r) und Erste Niederschrift (B recto). Zwischenzeitlich Titel, auf Textquellen und in der Stichvorlage: Tonal oder atonal?
op. 28 Nr. 2 „Vielseitigkeit“: 15. November: Skiz­zen (A 2); 31. Dezember: Enddatum Niederschrift (C3 recto). Zwischenzeitlich Titel (Nieder­schrift C1): Vielseitig veranlagt. Vielseitige Anlage.
op. 28 Nr. 3 „Der neue Klassizismus“: 13. Novem­ber: Text (TA, Sammelhandschrift III, S. 21 Skizze (A 6r); 13. November bis 22. bzw. 30. (ante corr. 28.) Dezember: Erste Niederschrift (D S. 1 bzw. S. 18)
Anhang I (erste Fassung) „Ein Spruch und zwei Variationen über ihn“:
I 1: 9. Dezember: Enddatum Erste Niederschrift (A 18r)
I 2: 10. Dezember: Enddatum Erste Niederschrift (A 19r)
I 3: 10. Dezember: Skizzen (A 19r); 1. Januar 1926: Skizzen (A 19b r)

Am 5. Januar 1926, dem letzten Tag vor seinem Umzug nach Berlin, konnte Schönberg die inzwischen erstellten Teile der Stichvorlage (op. 27: C; op. 28: H) an den Ver­lag schicken, wie er in dem beigelegten Brief schrieb:
Beifolgend die Manuskripte von den fünf kleineren Stücken und der drei Stücke des Anhanges.
In Berlin sind dann die Reinschriften der beiden verbleibenden längeren Chorstücke (op. 27 Nr. 4 und op. 28 Nr. 3) geschrieben worden, die Stichvorlage von op. 28 Nr. 3 enthält das Abschlußdatum 19. (ante corr. 18.) Januar (Quelle H, S. [47]). Die Fertigstellung der Reinschriften benötigte aber mehr Zeit als gedacht, darüberhinaus wurde das Vor­wort zu op. 28 noch einigen Änderungen unterworfen. Am 26. Januar erreichte den Direktor der Universal-Edi­tion, Emil Hertzka, ein Brief des Komponisten:
Ich arbeite nämlich soviel ich Zeit habe, an der Herstellung der Reinschrif­ten der beiden letzten Chöre, das Vorwort habe ich seither schon dreimal neugemacht. Die vorletzte Form werde ich Ihnen wahr­scheinlich für den Anbruch als Aufsatz schicken.
Am 28. Januar konnte Schönberg die beiden Chöre und das Vorwort an den Verlag schicken. Hertzka erhielt den am selben Tage geschriebenen Brief, der auch Aufschluß über die Qualität der Reinschriften gibt:
Lieber Herr Direktor, heute endlich kann ich Ihnen die letzten Manuskripte zu opus 27 u. 28 senden. Die Abschriften haben mich umsomehr aufgehalten, als ich dergleichen heute nur mehr mit grösster Unlust und mit höchstens drittgrösstem Fleiss tue. Zum Glück giebt mir die Akademie derzeit ausser Brot nicht viel zu tun; sonst wäre das noch nicht fertig. In Hinkunft werde ich meine ersten Niederschriften so einrichten, dass sie, photographiert als Druckvorlage dienen können. Viel Arbeit hat mir auch noch das Vorwort gemacht, dessen Wiener Fassung ich noch zweimal ganz umgearbeitet habe, um dann das Ganze zu verwerfen und eine neue zu schreiben, die ich aber auch noch zweimal überar­beitet habe. Jetzt bin ich damit allerdings ziemlich zufrieden, tummle mich aber jedenfalls, sonst schreibe ich am Ende noch eine neue.
Schönberg drängte auf die Herausgabe der Chöre. Da die Universal-Edition die Sendung nicht sogleich bestätigte, fragte Schönberg am 2. Februar mit einem Telegramm an und schrieb am folgenden Tag an Hertzka:
Ich hätte sehr gerne, dass die Chöre recht rasch herauskommen. Ich bin überzeugt, dass grosses Interesse dafür da sein wird. Kann man das nicht einmal sehr beschleunigen?
Emil Hertzka beant­wortete am 3. Februar zunächst den Brief Schönbergs vom 28. Januar: Und nun zu Ihrem letzten Schreiben, in welchem Sie mir die Manuskripte avisieren. Dieselben sind nun gestern richtig eingelangt und ich freue mich sehr, nun wieder zwei neue Opuse von Ihnen in Händen zu haben. Ich konnte leider infolge ganz ausserordentlicher Überbürdung mich noch nicht damit beschäftigen, die neuen Vorreden zu lesen, werde es aber in den allernächsten Tagen machen können und freue mich schon sehr darauf. Was die Frage der Herausgabe betrifft, so sind wir wohl zunächst so verblieben, dass die Manuskripte noch liegen bleiben sollen. Wenn Sie aber der Ansicht sind, dass man mit der Drucklegung schon bald beginnen kann, so bin ich selbstverständlich mit Freude einverstanden. Ich erbitte mir darüber Ihre freundl. Dispositionen.
Daraufhin schrieb der Kom­ponist verärgert zurück:
Lieber Herr Direktor, ich weiss nicht wann wir je etwas ähnliches verabredet haben sollten, wie „dass meine Manuskripte noch liegen bleiben sollen ". Im Gegenteil: ich habe mich doch darüber aufgehalten, dass die letzten Sachen solange gebraucht haben! Zu welchem Zweck sollten sie auch liegen? Sie werden weder besser, noch länger, noch kürzer dadurch und verloren gehen, können sie auch beim Druck, wie wir ja aus Erfahrung wissen. Nein, im Ernst: ich habe Sie doch gebeten, den Druck aufs Äusserste zu beschleunigen und Sie haben mir darauf Vorschläge über das Korrekturlesen gemacht und behauptet, die Schuld an den Verzögerungen liege an meinen Korrekturen! Wie ist dieses Missverständnis zu erklären?
Hertzka antwortete am 10. Februar:
Nachdem Sie Wert darauf legen, dass die Chöre recht bald herauskommen, werden wir veranlassen, dass dieselben sofort zum Stich gehen. Dadurch ist auch meine Bemerkung im letzten Schreiben überholt.
Inzwischen hatte Schönberg eine Abschrift von op. 27 Nr. 1 (Quelle B) für das Firmenjubiläum der Universal-Edition am 25. Januar erstellt und verschickt, denn im selben Brief vom 10. Februar bedankte sich Emil Hertzka für das Geschenk:
Vor wenigen Tagen hatten wir eine kleine, interne und intime Feier, die dem Gedenken des 25jährigen Bestandes der Universal Edition galt. Bei dieser Gelegenheit wurde ich von meinen lieben treuen Mitarbeitern mit einer Mappe überrascht, die eine Anzahl überaus wertvoller und interessanter Widmungen für mich enthalten hat. Ich habe mich über diese Festgabe ausserordentlich gefreut und muss insbeson­dere Ihnen, lieber verehrter Meister Schönberg, meinen wärmsten Dank für Ihren ebenso wertvollen als mich ehrenden Beitrag aussprechen. Sie haben mir wirklich durch diese Widmung eine ganz besondere Ehrung erwiesen, auf die ich stolz bin.
Im Februar wurde auch der „Kanon für Streichquartett“ komponiert, zunächst noch ohne in den Zusammenhang von op. 28 gebracht zu werden.
op. 28 Anhang II „Kanon für Streichquartett“: 14. Februar: Skizzen und Niederschrift (A 20r)
(Ojulkar, Tadeusz; Schubel, Dorothee: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 2, S. XXI-XXIII)

Überliefert sind Reihentabellen, Skizzen und Erste Niederschriften (A), eine Reinschrift von Nr.1 (B) sowie die Stichvorlage (C) für den Originaldruck (D). Von D ist ein Exemplar vorhanden, das Schönberg als Handexemplar diente, d.h. welches er mit Eintragungen versehen hat (Da).
Innerhalb der Quellen A und C befinden sich auch Textquellen (mit T gekennzeichnet), die im Kapitel III. Texte ([siehe Reihe B, Bd. 18, Teil 2, ]S. 26ff.) zusammengestellt werden. (Okuljar, Tadeusz; Schubel, Dorothee: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 2, S. 1)

Besetzung: Gemischter Chor
Gattung: Chorwerke --> Chorstücke
Text: Tapfere sind solche, die Taten vollbringen,
an die ihr Mut nicht heranreicht.

Sie besitzen nur die Kraft, den Auftrag zu konzipieren
und den Charakter, ihn nicht abweisen zukönnen.

War ein Gott noch so ungnädig, ihnen Erkenntnis ihrer Lage zu gewähren,
dann sind sie nicht zu beneiden. Und darum werden sie beneidet!
Übersetzter Text:

 


beteiligte Personen: Arnold Schönberg (1874-1951) - Textautor(in)

Erstdruck: Universal-Edition A.G. Wien-New York 1926 (U. E. 8549)
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 18, S. 40-41; Reihe B, Bd. 18, Teil 2, S. 1-65; Reihentabellen u. Skizzen: Reihe B, Bd. 18, Teil 2, S. 33-38

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