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Kanons und kontrapunktische Sätze
[GA A 18.12-13] Birthday Canons To Carl Engel

Entstehungszeitraum: 04.1933-1943
Quellen:

Erste Niederschriften in Gestalt der 1. Auflösung

Niederschrift in der einstimmigen Notierung und als Klavierauszug (1. Auflösung); mit späteren Eintragungen

Reinschriften der einstimmigen Notierung und der 1. Auflösung von XII; mit späteren Eintragungen

Vorausgehende Formen und endgültige Version der 2. Auflösung von XII

Entwürfe zur Textunterlegung
Weitere Quellen:

Vollständige Lichtpausreinschrift

Originaldruck in der Festschrift Carl Engel zum 60. Geburtstag. G. Schirmer, Inc., New York 1943

Beschreibung:

Carl Engel (1883-1944), ein Freund Schönbergs, war von 1934-1944 Präsident des G.Schirmer-Verlags in New York; bei Schirmer erschien u. a. Schönbergs Violin-Konzert op. 36, das Vierte Streichquartett op. 37 und das Klavier­konzert op. 42. Zum 60. Geburtstag Engels am 21.7.1943 gab Gustave Reese eine Festschrift heraus (s. Quelle G), in der auch Schönbergs Kanons abgedruckt wurden. Wohl als Antwort auf dessen Danksagung schrieb Schönberg am 6. Oktober 1943 an Engel:
My dear Friend: I owe you so much thanks that I am afraid this would become again a very long letter - which, I know, you do not like. Thus this would not be the right way to express my thankfullness.
Therefore let me at first discuss the very flattering words you used in connection with the birthday canons. But though I think you are too modest, I must confess that you might be right: These canons might bring both of us into the history of music. I namely am inclined to call them the best I ever wrote.
But there is the danger that other people might also find they are the best I ever wrote - and that would mean that my other works are not, are only the second best I wrote. I would not be happy with that - and Schirmers also would not.
There is a Pferdefuss to everything. [...]
Daß Schönberg die beiden Kanons tatsächlich hochschätzte, zeigt die Tatsache, daß er sie - zusammen mit der ersten Seite der Jakobsleiter - ein Jahr später dem Komponisten Roger Sessions als Dank für einen Artikel zusandte. (Okuljar, Tadeusz; Sichardt, Martina: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 1, S. 97)

Die Entstehungsgeschichte der Birthday Canons weist zwei zeitlich unterscheidbare Textstufen auf: im April 1933, noch in Berlin, entstanden XII 1. Auflösung und XIII 1. und 2. Auflösung; im Jahre 1943, aus Anlaß des 60. Geburtstags des Freundes Carl Engel, wurden beide Kanons textiert, wobei einige kleinere Änderungen vorgenommen wurden; außerdem wurde eine 2. Auflösung von Kanon XII gefunden - vielleicht um über einen längeren Notentext zur Textierung verfügen zu können.
Im Jahre 1933 entstanden die Ersten Niederschriften von XII und XIII jeweils in der Gestalt der 1. Auflösung (A), Niederschriften beider Kanons in der einstimmigen Notierung und (in der 1. Auflösung) als Klavierauszug (B) und Reinschriften jeweils der einstimmigen Notierung, der 1. Auflösung von XII und beider Auflösungen von XIII (C).
Aus dem Jahre 1943 stammen Eintragungen in B und C, die 2. Auflösung von XII, die durch die Erprobung verschiedener Möglichkeiten (D) gefunden wurde und Entwürfe zur Textunterlegung beider Kanons (E); die Textunterlegung zog einige kleine Änderungen des Notentexts nach sich. Von den jeweils in zwei Auflösungen textierten Kanons wurde eine Lichtpausreinschrift (F*) angefertigt, die als Vorlage für den Originaldruck (G) diente. (Okuljar, Tadeusz; Sichardt, Martina: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 1, S. 90)

Besetzung: Gemischter Chor
Gattung: Chorwerke --> Kanons und kontrapunktische Sätze
Text:

Text nach GA:

Jedem geht es so; keiner bleibt bei zwanzig ewig stehen. Auf einmal ist man sechtzig, und ist erstaunt und ist bestürtzt, und fragt sich: Was ist plötzlich mit mir los? Was hab' ich denn getan, dass ich nicht mehr hüpfen kann wie früher?

Selbst die Noten sind zu schnell; ich bin ausser Atem! Soll ich die langsam're Stimme nicht lieber singen?

Mir auch ist es so ergangen, doch ich hab' mich rasch getröstet, und hab geschwelgt im Hochgenuss der Weisheit, die mit vierzig ich schon sollt' besitzen, die sich jetzt aber ganz allmählich einstellt, jetzt, wo ich nichts mehr davon hab'!

Glaub's nicht! das ist alles Schwindel. Nur die immer alt gewesen sind, niemals Jugendstreiche wagten, prahlen jetzt mit Weisheit; doch wir ander'n wagen stets noch uns zu blamieren, denn wir glauben fest: Life begins at sixty.

No man can escape: no man yet remained forever twenty. Suddenly one is sixty, and is surprised, and is perplexed, and asks oneself, „What is the matter now did I do something wrong? Why can I not dance and jump as formerly?"

"Even the music is too fast. I am really out of breath!

Should I now sing perhaps only slower voices?"

I too, was not better off, but I have rapidly consoled myself, and enjoyed the dignity of wisdom, which at forty I should have possessed, but which drops slowly and gradually down upon me, now, when its benefits come too late!

Nonsense! that is silly trash! and only those who never have been young or have risked a foolish blunder boast now of their wisdom. We who are of different stuff dare still to expose our faults, because we know: Life begins at sixty.

Übersetzter Text:

Text nach GA:

Jedem geht es so; keiner bleibt bei zwanzig ewig stehen. Auf einmal ist man sechtzig, und ist erstaunt und ist bestürtzt, und fragt sich: Was ist plötzlich mit mir los? Was hab' ich denn getan, dass ich nicht mehr hüpfen kann wie früher?

Selbst die Noten sind zu schnell; ich bin ausser Atem! Soll ich die langsam're Stimme nicht lieber singen?

Mir auch ist es so ergangen, doch ich hab' mich rasch getröstet, und hab geschwelgt im Hochgenuss der Weisheit, die mit vierzig ich schon sollt' besitzen, die sich jetzt aber ganz allmählich einstellt, jetzt, wo ich nichts mehr davon hab'!

Glaub's nicht! das ist alles Schwindel. Nur die immer alt gewesen sind, niemals Jugendstreiche wagten, prahlen jetzt mit Weisheit; doch wir ander'n wagen stets noch uns zu blamieren, denn wir glauben fest: Life begins at sixty.

No man can escape: no man yet remained forever twenty. Suddenly one is sixty, and is surprised, and is perplexed, and asks oneself, „What is the matter now did I do something wrong? Why can I not dance and jump as formerly?"

"Even the music is too fast. I am really out of breath!

Should I now sing perhaps only slower voices?"

I too, was not better off, but I have rapidly consoled myself, and enjoyed the dignity of wisdom, which at forty I should have possessed, but which drops slowly and gradually down upon me, now, when its benefits come too late!

Nonsense! that is silly trash! and only those who never have been young or have risked a foolish blunder boast now of their wisdom. We who are of different stuff dare still to expose our faults, because we know: Life begins at sixty.

beteiligte Personen: Carl Engel (1883-1944) - Widmungsträger(in)
Arnold Schönberg (1874-1951) - Textautor(in)

Erstdruck: Festschrift Carl Engel zum 60. Geburtstag, S. 200-205
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 18, S. 169-173; Reihe B, Bd. 18, Teil 1, S. 90-99; Skizzen: Reihe B, Bd. 18, Teil 1, S. 97-99

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