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Kanons und kontrapunktische Sätze
[GA A 18.02] Kanon vom 20. April 1926

Entstehungszeitraum: 20.04.1926
Quellen:

Zwei Skizzen und eine Niederschrift

Beschreibung:

Hartmut Krones hat in einem Aufsatz auf einen möglichen Zusammenhang des Kanons zum Geburtstag von Adolf Hitler hingewiesen:

„Bei dem untextierten zehntaktigen ‚Kanon vom 20. April 1926‘, wie ihn die Schönberg-Gesamtausgabe nennt, handelt es sich um einen Proportionskanon in C-Dur, dessen erster Thementeil von Beginn an in vier verschiedenen Tempi erklingt, wobei der Sopran mit einer ganzen Note beginnt, der Alt in der Unteroktave mit einer punktierten halben Note (Proportion 3:4), der Tenor im Einklang mit dem Alt mit einer halben Note (1:2) und der Baß eine weitere Oktave tiefer mit einer Viertelnote (1:4). Solcherart erstreckt sich der Gedanke im Sopran über acht, im Alt über sechs, im Tenor über vier und im Baß über zwei Takte. Letzterer setzt daher in Takt 3 mit dem ebenfalls achttaktigen zweiten Thementeil ein, der nun umgekehrt (T -A-S) ‚in progressiver Verkleinerung‘ zu sechs, vier und zwei Takten verkürzt wird, bis am Ende von Takt 10 alle die Schlußnote c erreichen).

Schönberg, der sich am 20. April 1926 bereits in Berlin aufhielt, könnte dort durchaus (erneut?) mit Meldungen (oder Feiern) anläßlich von Adolf Hitlers Geburtstag konfrontiert worden sein, den österreichische Nationalsozialisten zum Teil schon 1925 festlich begangen hatten. Ab dem 26. Februar 1925 war wieder der ‚Völkische Beobachter‘ erschienen, am 27. Februar 1925 gründete Hitler in München die NSDAP neu, am 14. Februar 1926 fand in Bamberg eine Führertagung der Partei statt. (Hiezu siehe u. a. Hartmann Lauterbacher, Erlebt und mitgestaltet. Kronzeuge einer Epoche 1923-1945. Zu neuen Ufern nach Kriegsende, Preußisch Oldendorf 1984, S. 33f., und Joachim C. Fest, Hitler. Eine Biographie, Frankfurt/Main 1973, S. 321 und 338) – Es muß also mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die konsequente Auslassung der Note h (für Hitler) im ersten Thementeil sowie die auffällige Schlußwendung h-a-a-h-c (ohne vorheriges g) eine inhaltliche Anspielung (Adolf Hitler) durch die in der Wiener Schule so beliebten Buchstabenchiffren darstellt; denn diese Linie wirkt durch ihr Erklingen in vier verschiedenen, schneller werdenden Tempi wie ein fluchtartiges Drängen in die Schlußnote c durch immer kleinere (,unbedeutendere‘) Noten. Zudem ergeben sich dadurch in den Unterstimmen geradezu penetrant (und für den strengen Satz eigentlich ,schlecht‘ (komponierte) nachschlagende Oktaven h-a-h-c, an die die Oberstimmen sofort noch einmal erinnern. Auch die sich durch die Tonwiederholung a-a ergebende Assoziation kann nicht von der Hand gewiesen werden.“

(Kanonkompositionen, in: Schönberg-Interpretationen. Band 2. Hg. v. Gerold Gruber, Laaber 2002, S. 334)

Überliefert sind zwei Skizzen/Entwürfe und eine Niederschrift.
Die beiden Entwürfe skizzieren den Anfang des Proportionskanons. Beide weisen bereits starke Ähnlichkeiten mit dem vollendeten Kanon auf und brechen an unproblematischer Stelle ab, es folgt auf de,selben Blatt die vollständige, kaum Korrekturen aufweisende Niederschrift. Der Überlieferungsbefund des Kanons gibt also keinerlei Hinweis auf die äußerste Kompliziertheit seiner Faktur bzw. deren Zustandekommen.
(Okuljar, Tadeusz; Sichardt, Martina: GA, Reihe B, Bd. 18, Teil 1, S. 63)

Besetzung: Gemischter Chor
Gattung: Chorwerke --> Kanons und kontrapunktische Sätze

Erstdruck: Rufer, Josef (Hrsg.): Arnold Schönberg. 30 Kanons. Kassel Basel etc.: Bärenreiter 1963, S. 10 (Bärenreiter 4340)
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 18, S. 158; Reihe B, Bd. 18, Teil 1, S. 63-64, Skizzen: Reieh B, Bd. 18, Teil 1, S. 63-64

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