Am 21. Oktober 1948 fand in New York eine Aufführung der Fünf Orchesterstücke unter Dimitri Mitropoulos statt. Daß es sich um die erste Aufführung von op. 16 in den Vereinigten Staaten, jedenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg, handelte, geht aus einem Brief Schönbergs vom 4. Oktober 1948 an Mitropoulos hervor:
[...] I am afraid you had to abandon this plan because you could not get the orchestral parts. I know neither Associated Music Publishers, nor Peters has them. BUT I HAVE a full set of parts. [...] But as it is the only copy – probably – which is here I was always in a great fear, that it might be lost. Therefore I suggest, that 1 have the parts microphotographed here, send them to you and you make your copies therefrom with a photostatic process.
Der Erfolg dieser Wiedergabe, über den Schönberg von verschiedenen Seiten unterrichtet wurde, war wahrscheinlich der Anlaß zur erneuten Beschäftigung des Komponisten mit einem der Hauptwerke seines atonalen Stils. Im Jahre 1949 entschloß sich Schönberg, das aufgrund der vierfachen Besetzung der Holzbläser bzw. der sechsfachen Besetzung der Hörner schwer aufführbare Werk auf normale Orchesterverhältnisse zu reduzieren. Dabei ist auch die Kontrabaßkla­rinette geopfert worden, deren Part weitgehend der Baßklarinette bzw. dem Fagott oder Kontrafagott zugewiesen wurde; eingesetzt war sie ohnehin nur im ersten Stück der Originalfassung.
Die näheren Umstände der Entstehung sind nicht bekannt. Ob es schon in dieser Zeit Verhandlungen mit dem Inhaber des Verlags C. F. Peters Corp. in New York, Walter Hinrichsen, Sohn des in Auschwitz umgekommenen Henri Hinrichsen, der seinerzeit die Originalfassung des Werkes verlegt hatte, geführt wurden, bleibt ungewiß.
Die reduzierte Fassung von op. 16, die hauptsächlich aufführungspraktischen Zwecken diente, wurde im September 1949, vierzig Jahre nach der Entstehung der Originalfassung, abgeschlossen. Die Änderungen hat Schönberg in ein Exemplar der verbesserten Ausgabe 1922 der Originalfassung eingetragen. Die Überschrift des dritten Stückes heißt nun: Sommermorgen am See (Farben) - Summer Morning at a Lake (Colors).
Anschließend übernahm sein damaliger Assistent Richard Hoffmann die Einrichtung der Stichvorlage für die Druckausgabe, die – allerdings sehr fehlerhaft – erst nach dem Tod Schönbergs, im Jahr 1953 beim Verlag C.F. Peters Corp., New York, erschien; eine weitere, teilweise verbesserte Ausgabe erschien am 21. November 1973.
(GA Reihe B, Band 14, S. 1, XIII)