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Fünf Orchesterstücke
B. Bearbeitung für Kammerorchester

Opus: op. 16
Entstehungszeitraum: 1920
Uraufführung: 13. März 1920, Mozarteum Prag (Arnold Schönberg)
Quellen:

Exemplar der 1. Auflage der Dirigierpartitur, Nr. 3376
Weitere Quellen:

Skizzen und Erste Niederschrift

Erste Niederschrift des II. Stückes, T. 1–56

Skizzen in einem kleinen Skizzenbuch

Partiturreinschrift, autograph

Unvollständige Partiturreinschrift, teilweise autograph

Partiturniederschrift des II. Stückes, größtenteils von Erwin Stein angefertigt

Erstdruck. Verlag C.F. Peters, Leipzig, 1912. Edition Peters Nr. 3376

Schönbergs Handexemplar des Erstdrucks (Dirigierpartitur, 1. Auflage)

Gedruckte Stimmen zum Erstdruck. Verlag C.F. Peters, Leipzig

Schönbergs Handexemplar der gedruckten Stimmen zum Erstdruck

Fehlerliste zum Erstdruck (autographiert)

Aufführungsmaterial des Prager Konzerts vom 13. März 1920

Beschreibung:In der kurzen aber an Aktivitäten reichen Zeit des Vereins für musikalische Privataufführungen (1918-1921), dessen Gründung Schönberg nach dem Wiener Erfolg der öffentlichen Proben zu seiner Kammersymphonie op. 9 im Juni 1918 betrieb, nehmen die aus wirtschaftlichen Zwängen heraus entstandenen Bearbeitungen von Orchesterwerken für Klavier zu vier Händen, für zwei Klaviere oder für Kammerorchester einen breiten Raum ein. In letztgenannter Besetzung sind nicht weniger als zehn Bearbeitungen ab 1920 zur Aufführung gelangt. Alle Bearbeitungen mußten sich mit den Instrumenten bzw. den Spielern begnügen, die dem Verein zur Verfügung standen, in der Regel eine Flöte, eine Oboe, eine Klarinette, Klavier, Harmonium und Streichquintett; bei Bedarf allerdings wurde die Besetzung durch ein Fagott (z. B. in Schönbergs Fünf Orchesterstücken op. 16) und durch Schlagzeug (für Weberns Sechs Stücke für großes Orchester op. 6) erweitert.
Im Rahmen der Vereinskonzerte sind die Fünf Orchesterstücke op. 16 das einzige Werk Schönbergs, das in einer Bearbeitung für Kammerorchester aufgeführt worden ist. Um den Vorwurf zu vermeiden, Veranstaltungen des Vereins dienten dem eigenen Nutzen, untersagte Schönberg zunächst die Berücksichtigung seiner Werke bei der Programmgestaltung, so daß während der ersten Saison 1918/19 keine Komposition von ihm zur Aufführung gelangte. Erstmals bei dem Gastspiel des Vereins in Prag im Frühjahr 1920, das vier verschiedene Konzertprogramme umfaßte, wurden zwei Kompositionen Schönbergs aufgeführt: am 8. März die Drei Klavierstücke op. 11 (Klavier: Eduard Steuermann) und am 13. März die Kammerorchesterbearbeitung der Fünf Orchesterstücke op. 16 (unter der Leitung des Komponisten). Auf der Programmankündigung des Konzerts vom 13. März, das mit einer Ansprache Schönbergs eröffnet wurde, sind die einzelnen Stücke mit folgenden Überschriften versehen: Vorgefühle, Vergangenes, Der wechselnde Akkord (Der Traunsee am Morgen), Peripetie, Das obligate Rezitativ (zu Schönbergs op. 16).
Der Erstaufführung der Kammerorchesterbearbeitung der Fünf Orchesterstücke in Prag ging deren öffentliche Probe am 25. Februar 1920 in Wien voraus. Die Gründe dafür erläuterte der Komponist und Vereinspräsident in einem von ihm verfaßten Einladungstext an die Vereinsmitglieder:
Der Verein gastiert mit einem Teil seiner Mitwirkenden (die hiesigen Vereinsabende finden trotzdem statt) in der Woche vom 7.-14. März auf Einladung einer Konzertunternehmung in Prag. Da von dort aus die Bedingung gestellt wurde, dass auch Werke von mir zur Aufführung gelangen, in Prag aber die Gründe, die mich in Wien davon abhalten, wegfallen, konnte ich diesem Wunsch entsprechen. Um nun jedoch – ohne von meinem Grundsatz abzugehen – den Wiener Mitgliedern diese Einstudierung nicht vorzuenthalten wird am 25. II. ein ausserordentlicher Abend im Festsaal der Schwarzwaldschen Schulanstalten Wien 1. Wallnerstrasse 9 um 6 Uhr abends veranstaltet, welcher gleichzeitig als Ersatz, für den infolge der Saalsperre abgesagten Abend gilt. Durch das Engagement einiger Bläser und Streicher erwachsen für diesen Abend Kosten welche aus einem regulären Budget nicht bestritten werden können. Deshalb muss für die Mitglieder den Klassen entsprechend ein Beitrag von 1-7 Kronen eingehoben werden. Die Mitglieder legitimieren sich wie gewöhnlich und erhalten gegen Bezahlung eine eigene Eintrittskarte.
Arnold Schönberg

Damit steht das Datum vom 25. Februar 1920 als terminus ante quem für die Beendigung der Bearbeitung fest. Die heute noch einzig existierende Quelle weist keine Datierung auf; es handelt sich dabei um ein Exemplar der 1. Auflage der Dirigierpartitur von 1912, in das Schönberg seine Änderungen bzw. Ergänzungen eintrug. Da diese Aufgabe für ihn lediglich handwerkliche Probleme enthielt, faßte er die wichtigen Regeln seiner Arbeitsweise stichpunktartig zusammen. Sie sind auf einem Zettel zusammen mit der Besetzungsliste seiner unvollendeten Bearbeitung von Mahlers Das Lied von der Erde notiert; der Zettel selbst befindet sich in dem von Schönberg für die Bearbeitung verwendeten Exemplar der Mahlerschen Partitur, das von ihm, ähnlich wie das Partiturexemplar der Fünf Orchesterstücke, als Vorlage bezeichnet ist, nämlich als Vorlage zur Herstellung (durch seine Schüler oder durch Berufskopisten) des Aufführungsmaterials.
Über das Prager Konzert schrieb Webern an Berg am 19. März 1920:
[...] Es war sehr schön. Meine Einstudierungen erregten Zemlinskys Bewunderung. Die Aufführung von Schönbergs Stücken gelang sehr gut. Das Werk ist ja wahnsinnig schwer. [...]
Schönberg plante, nach Abschluß des Gastspiels in Prag, die Weiterreise (am 15. März) mit seiner Familie in die Niederlande zur Erfüllung von Dirigierverpflichtungen in Amsterdam und Utrecht. Infolge der politischen Ereignisse in Deutschland (Kapp-Putsch am 13. März), der verhängten Bahnsperre und des Generalstreiks gestaltete sich die Abreise schwierig. In den Wirren jener Zeit ist auch das Aufführungsmaterial seiner Kammerorchesterbearbeitung der Fünf Orchesterstücke op. 16 verloren gegangen; Schönberg beklagte dies in einem Brief an Alexander Zemlinsky drei Jahre später (16. Februar 1923):
[...] Das Material schicke ich nicht mit der Post, weil ich Sorge habe, es könnte so gehen, wie mit dem Material meiner Orchesterstücke beim Vereinsgastspiel. [...]
Der Verlust des Aufführungsmaterials war mit Sicherheit ein Hemmnis für weitere Aufführungen der Bearbeitung, das Schönberg dadurch zu beseitigen suchte, daß er 1924 seinen Schüler und Schwiegersohn Felix Greissle ermunterte, eine neue Fassung für Kammerorchester unter Erweiterung der Besetzung um ein Horn zu erarbeiten. Auf eine Anfrage des Verlags C. F. Peters hin, bei dem die Originalversion erschien, und der die Bereitschaft des Komponisten für eine Kammerorchesterbearbeitung überhaupt eruieren wollte, antwortete Schönberg am 28. Juli 1924:
[...] Die Anregung zu dem Arrangement stammt von mir. Ich glaube ernstlich, dass ein gutes Arrangement viel zum Verständnis und damit zur Verbreitung dieses Werkes beitragen kann. Vor allem ist eine Aufführung dann auch in kleineren Städten möglich und überall, wo man nicht viel Geld auf ein grosses Orchester und einen grossen Saal aufbringen und auf einen Massenbesuch nicht rechnen kann. Dann aber ist hier eine Aufführung möglich, bei welcher mit wesentlich geringeren Kosten doch unvergleichlich mehr studiert werden kann und die Klarheit einer solchen Aufführung nützt natürlich mehr, als alle diese unklaren Aufführungen mit den besten und grössten Orchestern, wenn sie wenig probiert sind, da derlei das Publikum immer nur abschreckt und ärgert und im Glauben lässt, dass ich einen solchen Sudel gewollt habe!
Von diesen Gesichtspunkten aus kann ich die Bearbeitung aufs Wärmste empfehlen und hoffe auch, dass die Kosten sich bezahlt machen werden.

Greissles Bearbeitung erschien im Mai 1925. Die Originalbearbeitung von Schönberg ist dagegen zum ersten Mal im Rahmen der Gesamtausgabe veröffentlicht worden.

Als einzige Originalquelle (J) ist ein Exemplar des Erstdrucks von 1912 (E) mit handschriftlichen Änderungen von Schönberg überliefert. J dürfte als Dirigierpartitur und als Vorlage für die Herstellung des Aufführungsmaterials (K*) des Prager Gastspiel-Konzerts des Vereins für musikalische Privataufführungen vom 13. März 1920 gedient haben. Der Verbleib der Quelle K*, deren Existenz ein Brief Schönbergs an Alexander Zemlinsky vom 16. Februar 1923 belegt, ist heute noch ungeklärt.
(GA Reihe B, Band 13, S. XVIII-XX, S. 195)
Besetzung: Orchester
Gattung: Kammermusik --> Werke für Kammerensemble (mit Bläsern)

Gesamtausgabe: Reihe A, Band 13, Reihe B, Band 13

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