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Fünf Orchesterstücke
A. Originalfassung

Opus: op. 16
Entstehungszeitraum: 23.05.1909-11.08.1909
Uraufführung: Nr. 1, 2 und 4 in Fassung für 2 Klaviere achthändig von Erwin Stein: 4. Februar 1912, Berlin, Harmonium-Saal. Quelle: Programm (Arnold Schönberg Center Image Archive, ID 5512); Originalfassung: 3. September 1912, London, Sir Henry Wood, Queen's Hall Orch
Quellen:

Skizzen und Erste Niederschrift

Skizzen in einem kleinen Skizzenbuch

Partiturniederschrift des II. Stückes, größtenteils von Erwin Stein angefertigt
Weitere Quellen:

Erste Niederschrift des II. Stückes, T. 1-56

Partiturreinschrift, autograph

Unvollständige Partiturreinschrift, teilweise autograph

Erstdruck. Verlag C.F. Peters, Leipzig, 1912. Edition Peters Nr. 3376

Schönbergs Handexemplar des Erstdrucks (Dirigierpartitur, 1. Auflage)

Gedruckte Stimmen zum Erstdruck

Schönbergs Handexemplar der gedruckten Stimmen zum Erstdruck

Fehlerliste zum Erstdruck (autographiert)

Verbesserte Ausgabe nach Revision, 1922

Schönbergs Handexemplar der Verbesserten Ausgabe nach Revision

Gedruckte Stimmen zu der verbesserten Ausgabe

Beschreibung:

Die Chronologie geht aus den folgenden Daten in den autographen Quellen hervor:
Op. 16 Nr. 1
23. Mai 1909 für den Abschluß der Ersten Niederschrift (Aa, S. 3r)
9. Juni 1909 für den Abschluß der Reinschrift (B, S.11)
Op. 16 Nr. 2
15. Juni 1909 für den Abschluß der Reinschrift (B, S.21)
Op. 16 Nr. 3
1. Juli 1909 für den Abschluß der Reinschrift (B, S.27)
Op. 16 Nr. 4
17. Juli 1909 für den Abschluß der Ersten Niederschrift (Aa, S.10r)
18. Juli 1909 für den Abschluß der Reinschrift (B, S.35)
Op. 16 Nr. 5
11. August 1909 für den Abschluß der Reinschrift (B, S. [48])

Arnold Schönberg hat die Fünf Orchesterstücke op.16 im Sommer 1909 in Steinakirchen komponiert. Die Besonderheit der Orchesterstücke, die im Umkreis der Drei Klavierstücke op. 11 entstanden, besteht darin, daß die im Bereich der Klavier- und der Kammermusik entwickelte Satztechnik nach dem Verzicht auf die Mittel der Tonalität nun in der Gattung der Orchestermusik angewandt wird. Andererseits stehen die Stücke der Orchesterbehandlung nach zwischen der Kammersymphonie op.9 und dem Monodram Erwartung op.17: melodische Gestalten sind noch geschlossen einem Instrument oder einer homogenen Klanggruppe zugewiesen, zugleich aber werden Akkorde erstmalig instru­mentalen Mischfarben zugeführt.
Noch vor Fertigstellung der Komposition hatte sich Schönberg an Richard Strauss gewendet und ihm in einem Brief vom 14. Juli 1909 das Werk zur Aufführung in Berlin mit dem Berliner Philharmonischen Orchester angeboten:
Es sind kurze Orchesterstücke (zwischen 1 und 3 Minuten Dauer) ohne cyklischen Zusammenhang. Bis jetzt habe ich 3 fertig, ein 4tes kann höchstens in einigen Tagen dazu kommen und vielleicht werden noch 2 bis 3 nachgeboren ... Da sie, wie erwähnt, nicht zusammen hängen, kann man leicht nur 3-4 aufführen. 3 denke ich wären wohl nöthig um als ganzes nicht zu sehr zu verpuf­fen. Die Besetzunggeht nicht über die „landesübliche" hinaus - die Schwierigkeit wohl. Ichglaube, diesmal ists wirklich unmöglich die Partitur zu lesen. Fast wäre es nötig „auf blinde Meinung" sie aufzuführen. Ich verspreche mir allerdings kolossal viel davon, insbesondere Klang und Stimmung. Nur um das handelt es sich - absolut nicht symphonisch, direkt das Gegenteil davon, keine Architektur, kein Aufbau. Bloß ein bunter ununterbrochener Wechsel von Farben, Rhythmen und Stimmungen. Aber, und das ist der Vorteil durch den Sie es vielleicht doch riskieren könnten: sehr kurz! Das kürzeste vielleicht 3/4 Minuten, das längste, das bis jetzt fertig ist, keine 2 Minuten. Eines wird länger werden, aber das habe ich noch gar nicht angefangen.
Strauss sah die Partitur an, wahrscheinlich noch vor dem Abschluß des fünften Stückes, hielt jedoch eine Aufführung nicht für möglich, wie er am 2. September an Schönberg schrieb:
Es ist mir sehr schmerzlich, Ihnen Ihre Partituren ohne eine Zusage der Aufführung zurückschicken zu müssen. Sie wissen, ich helfe gern und habe auch Muth. Aber Ihre Stücke sind inhaltlich und klanglich so gewagte Experimente, daß ich vorläufig es nicht wagen kann, sie einem mehr als conservativen Berliner Publikum vorzuführen ... Wollen Sie einen gutgemeinten Rat von mir nehmen, so lassen Sie sich die Stücke von einem befreundeten Dirigenten, vielleicht Löwe oder Nedbal, in ein paar Proben vorfüh­ren, oder mieten sich zu dem Zweck selbst mal ein gutes Orchester, um die Stücke auszuprobieren; denn ich fürchte, Sie werden keinen Dirigenten finden, der Ihnen dieselben so ohne weiteres zur Aufführung nimmt.
Das Werk blieb bis 1912 unveröffentlicht; die Universal-Edition, die 1909 einen Urheberrechtsvertrag mit Schönberg schloß, interessierte sich nicht für die Fünf Orchesterstücke. Kurz nach seiner Übersiedlung von Wien nach Berlin im Herbst 1911 erhielt Schönberg am 12.Oktober 1911 einen Brief des Leipziger Musikverlages C.F. Peters, der sein Interesse für das Œuvre Schönbergs bekundete. Obwohl der Verlag eher im Bereich der Klavier- und Kammermusik tätig war, kam es im Januar 1912 zum Verlagsabschluß über die Fünf Orchesterstücke zwischen der Edition Peters und Schönberg. Das Honorar von M. 600 – zwei Jahre später erhielt er nochmals M. 600 – war niedrig, aber die Auf­nahme des Werkes in die Peters-Edition und der Vorteil einer gedruckten Partitur genügten Schönberg.
Noch während der Drucklegung hatte der Verleger um Titel für die einzelnen Stücke gebeten; sie wurden zehn Jahre später in den revidierten Druck der Partitur, der 1922 erschien, aufgenommen. Eine Tagebuchnotiz Schönbergs vom 28. Januar 1912 zeigt die Abneigung des Komponisten, durch die geforderten Überschriften einer dieser Musik unangemessenen Ästhetik zu folgen:
Brief von Peters, der mir für Mittwoch in Berlin ein Rendezvous gibt, um mich persönlich kennenzulernen. Will Titel für die Orchesterstücke; aus verlagstechnischen Gründen. Werde vielleicht nachgeben, da ich Titel gefunden habe, die immerhin möglich sind. Im ganzen die Idee nicht sympathisch. Denn Musik ist darin wunderbar, daß man alles sagen kann, so daß der Wissende alles versteht, und trotzdem hat man seine Geheimnisse, die, die man sich selbst nicht gesteht, nicht ausgeplaudert. Titel aber plaudert aus. Außerdem: Was zu sagen war, hat die Musik gesagt. Wozu dann noch das Wort. Wären Worte nötig, wären sie drin. Aber die Musik sagt doch mehr als Worte. Die Titel, die ich vielleicht geben werde, plaudern nun, da sie teils höchst dunkel sind, teils Tech­nisches sagen, nichts aus. Nämlich: I. Vorgefühle (hat jeder), II. Vergangenes (hat auch jeder), III. Akkordfärbungen (Techni­sches), IV. Peripetie (ist wohl allgemein genug), V. Das obligate (vielleicht besser als das „ausgeführte" oder das „unendliche") Rezitativ. Jedenfalls mit einer Anmerkung, daß es sich ums Verlagstechnische und nicht um den „poetischen Inhalt" handelt.
Die Erstausgabe, in der über jedem der Stücke nur eine Nummer stand, erschien im April 1912. Den Klavierauszug besorgte Anton von Webern; seine Bearbeitung für zwei Klaviere zu vier Händen erschien ebenfalls im Peters-Verlag im September 1912.
Die Uraufführung fand am 3. September 1912 im Rahmen der „Promenade Concerts“ in London statt; Sir Henry Wood dirigierte das Queen's Hall Orchestra. Obwohl die Aufführung keinen durchschlagenden Erfolg hatte, wurde der Komponist eingeladen, die Wiederholung des Werkes im Januar 1914 selbst zu leiten.
Nach der Aufführung der Fünf Orchesterstücke in London unter seiner Leitung faßte Schönberg den Entschluß, die Partitur zu revidieren. In einem Brief vom 18. Januar 1914 an Alban Berg führte er die Gründe an, die ihn zu dieser Revision bewogen hatten:
Die Stücke klingen sehr schön. Es ist ein ganz neuer Klang. Außerordentlich differenziert. Sehr charakteristisch. In einigen dynamischen Dingen habe ich mich geirrt. Gestopftes Blech war oft zu schwach. Oder unrichtig bezeichnet. Das täuscht eben doch sehr. Aber sonst war das meiste gut. Immerhin werde ich die Partitur revidieren.
In den nächsten Jahren wurden die Fünf Orchesterstücke selten und nur im Ausland gespielt, die deutsche Erstauf­führung fand im Juni 1920 auf dem 50. Tonkünstlerfest in Weimar statt.
Im September 1922, im Gefühl des Durchbruchs des Werkes, veröffentlichte der Verlag eine Fehlerliste zur Ausgabe von 1912 für die Vorbereitung einer revidierten Ausgabe; diese Liste, die die Überschriften der einzelnen Stücke schon enthielt, wurde in einige Exemplare der Erstausgabe eingeklebt.
In der revidierten Fassung wurden die Fünf Orchesterstücke im Leipziger Gewandhaus am 7. Dezember 1922 und anschließend in den Philharmonischen Konzerten in Berlin am 10. und 11. Dezember desselben Jahres von Wilhelm Furtwängler mit dem Berliner Philharmonischen Orchester aufgeführt. (Kokkinis, Nikos: GA, Reihe B, Bd. 12, S. XIII-XV)

Die Kompositionsentwürfe einschließlich der Ersten Niederschrift (Aa, Ab, Ac), die Reinschrift (B) sowie Teile einer Partiturschrift (C, D) sind als autographe Quellen überliefert. Die Reinschrift diente dem Verlag als Stichvorlage für den Erstdruck der Partitur (E) und der Stimmen (F). Von beiden Drucken liegt jeweils ein Exemplar mit handschriftlichen Eintragungen Schönbergs vor (Ea, Fa). Die revidierte Ausgabe von 1922 (H) ging größtenteils auf die schon in Ea eingetragenen Korrekturen zurück, die in einer Fehlerliste (G) zusammengefaßt wurden; diese ist einigen Exemplaren von E beigefügt worden Auch das gedrucke Stimmenmaterial ist einer Revision unterzogen worden (I). Von der revidierten Druckausgabe (H) existiert ebenfalls ein Exemplar mit handschriftlichen Eintragungen Schönbergs (Ha). (Kokkinis, Nikos: GA, Reihe B, Bd. 12, S. 1)

Besetzung: Orchester
Gattung: Orchesterwerke --> Orchesterstücke

Erstdruck: Verlag C.F. Peters, Leipzig 1912 (E.P. 3376)
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 12, S. [1]-69; Reihe B, Bd. 12, S. 1-39; Skizzen: Reihe B, Bd. 12, S. 31-39

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