Text nach GA:
Mach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gib mir die Augen, auszubreiten
auf deiner Meere Einsamsein;
Laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
Weit in den Klang der Nacht hinein.
Schick mich in deine leeren Länder,
durch die die weiten Winde gehn,
wo große Klöster wie Gewänder
um ungelebte Leben stehn.
Doch will ich mich zum Pilgern halten,
von ihren Stimmen und Gestalten
durch keinen Trug mehr abgetrennt,
und hinter einem blinden Alten
des Weges gehn, den keiner kennt.
Text nach Vorlage:
Mach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gib mir die Augen aufzubereiten
auf deiner Meere Einsamsein;
laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
weit in den Klang der Nacht hinein.
Schick mich in deine leeren Länder,
durch die die weiten Winde gehen,
wo große Köster wie Gewänder
um ungelebte Leben stehn.
Dort will ich mich zu Pilgern halten,
von ihren Stimmen und Gestalten
durch keinen Trug mehr abgetrennt,
und hinter einem blinden Alten
des Weges gehen, den keiner kennt.
(Rainer Maria Rilke: Das Stunden-Buch / enthaltend die drei Bücher: Vom mönchischen Leben / Von der Pilgerschaft / Von der Armuth / und vom Tode. Leipzig: Insel-Verlag 1912, S. 80)