Text nach GA:
Voll jener Süße, die, nicht auszudrücken,
vom schönen Angesicht mein Aug' empfangen
am Tag, wo lieber blind ich wär gegangen,
um nimmer klein're Schönheit zu erblicken,
ließ ich, was mir das Liebst'; und mit Entzücken
ist ganz in ihr des Geistes Blick befangen,
der, was nicht sie ist, wie aus einer langen
Gewohnheit haßt und ansieht mit dem Rücken.
In einem Tale, rings umher verschlossen,
das meinen müden Seufzern Kühlung spendet,
kam langsam, liebesinnend ich zur Stelle.
Da sah ich Frauen nicht, doch Fels und Quelle
und jenes Tages Bild, das unverdrossen
mein Geist mir malt, wohin mein Blick sich wendet.
Text nach Vorlage:
92.
Voll jener Süße, die, nicht auszudrücken,
Vom schönen Angesicht mein Aug' empfangen
Am Tag, wo lieber blind ich wär' gegangen,
Um nimmer klein're Schönheit zu erblicken,
Ließ ich, was mir das Liebst'; und mit Entzücken
Ist ganz ihr des Geistes Blick befangen,
Der, was nicht sie ist, wie aus einer langen
Gewohnheit haßt und ansieht mit dem Rücken.
In einem Thale, rings umher verschlossen,
Das meinen müden Seufzern Kühlung spendet,
Kam langsam, liebesinnend ich zur Stelle.
Da sah ich Frauen nicht, doch Fels und Quelle
Und jenes Tages Bild, das unverdrossen
Mein Geist mir malt, wohin mein Blick sich wendet.
(Die Sonette / von / Francesco Petrarca. Uebersetzt / und mit erläuternden Anmerkungen begleitet / von / Karl Förster. Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. s. a., S. 51 [V. 7: Kursivierung im Original gesperrt.])