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Vergißmeinnicht

Entstehungszeitraum: 09.1895
Quellen:

Textquelle
Weitere Quellen:

Reinschrift

Beschreibung:Bemerkenswert ist, daß schon am Anfang der Liedkomposition Schönbergs die Neigung hervortritt, sich in einem bestimmten Zeitraum auf die Poesie eines Dichters zu konzentrieren bzw. die durch den Textautoren verbundenen Lieder in einer Quelle zusammenzufassen. Die Dominanz der Gedichte von Ludwig Pfau im frühen Liedschaffen Schönbergs wird dadurch akzentuiert, daß er die erste überlieferte Widmungsreinschrift (Sammelhandschrift VIII) aus zwei Liedern von Pfau bestehen ließ. Sie wurde zum 11. September 1895 angefertigt und ist Gisela Cohn dediziert. Die Sammelhandschrift enthält die 1. Fassung von Zweifler Du Kleine bist so lieb und hold sowie die Balladen-Komposition Vergißmeinnicht War ein Blümlein wunderfein. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 44)

Entstehung: vor 11. IX. 1895
Die Reinschrift steht auf S. [7], [9], [11], [13], [15], und [17] der Sammelhandschrift VIII. Numerierung II.; Kopftitel: Vergissmeinnicht. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 255)

Besetzung: Gesangsstimme, Klavier
Gattung: Lieder --> mit Klavierbegleitung
Text:

Text nach GA:

War ein Blümlein wunderfein,
hieß Vergißmeinnicht,
stand in Mutters Kämmerlein,
schimmerte so treu und blau
wie des Himmels Licht.

Mutter lag im Bettlein krank,
und ihr Herze bricht;
Streckt sie noch die Hände schwank
Sprachlos nach dem Blümlein aus:
Kind, vergiß mein nicht!

Kindlein hat es wohl bedacht,
holt das Blümlein blau,
setzt es heimlich in der Nacht
weinend auf der Mutter Grab,
übers Herz genau.

Und das Blümlein wurzelt gern
in das Grab hinein;
schreibt mit manchem blauen Stern
auf der Mutter kühles Bett:
Kind vergaß die nicht!

Und zum Grabe schleicht das Kind
Aus dem fremden Haus;
„Mutter!" ruft es, horcht und sinnt.
„Komm ach! Nur ein einzig mal
aus dem Grab heraus!

Blümlein, wurzle du tief bis an ihr Herz!
Bring ihr in die Grabesruh',
lieber Bote, meinen Gruß,
sag ihr meinen Schmerz!"

Und beim nächsten Morgenrot,
ach wie freudenklar!
lag das Kind im Bettlein tot;
einen Kranz von Blümlein blau
trug es in dem Haar.

Text nach Vorlage:

Vergißmeinnicht.
War ein Blümlein wunderfein,
Hieß Vergissmeinnicht,
Stand in Mutters Kämmerlein,
Schimmerte so treu und blau
Wie des Himmels Licht.

Mutter lag im Bettlein krank,
Und ihr Herze bricht;
Streckt sie noch die Hände schwank
Sprachlos nach dem Blümlein aus:
Kind, vergiß mein nicht!

Kindlein hat es wohl bedacht,
Holt das Blümlein blau,
Setzt es heimlich in der Nacht
Weinend auf der Mutter Grab,
Übers Herz genau.

Und das Blümlein wurzelt gern
In das Grab hinein;
Schreibt mit manchem blauen Stern
Auf der Mutter kühles Bett:
Kind vergaß nicht dein!

Und zum Grabe schleicht das Kind
Aus dem fremden Haus;
„Mutter!" ruft es, horcht und sinnt,
„Komm ach! nur ein einzigmal
Aus dem Grab heraus!

Blümlein, Blümlein, wurzle du
Tief bis an ihr Herz!
Bring ihr in die Grabesruh',
Lieber Bote, meinen Gruß,
Sag ihr meinen Schmerz."

Und beim nächsten Morgenrot,
Ach wie freudenklar!
Lag das Kind im Bettlein tot;
Einen Kranz von Blümlein blau
Trug es in de Haar.

(Balladen. In: Gedichte / von / Ludwig Pfau. Stuttgart. Verlag von Adolf Bonz & Comp. 41889, S. 227-228)

beteiligte Personen: Gisela Cohn - Widmungsträger(in)
Ludwig Pfau (1821-1894) - Textautor(in)

Erstdruck: GA, Reihe A, Bd. 2, S. 20-25
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 2, S. 20-25; Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 255-257

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