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Zwei Balladen für Gesang und Klavier
2. Der verlorene Haufen

Opus: op. 12
Entstehungszeitraum: 15.03.1907-04.1907
Quellen:

Textquelle

Skizzen und Teile der Ersten Niederschrift

Reinschrift

Schönbergs Handexemplar des Originaldrucks
Weitere Quellen:

Stichvorlage für den Druck

Originaldruck. Universal-Edition A.G. Wien-Leipzig 1920. U.E. 6208

Beschreibung:

Die Entwürfe zu Patrouillenritt Die Luft weht kalt von [den Waterberghöh'n], Der verlorene Haufen Trinkt aus, ihr zechtet zum letztenmal op. 12, 2, Jane Grey Sie führten ihn durch den grauen Hof op. 12, 1 und das Fragment Jeduch Ich stehe hier am Jammerstein gehören hinsichtlich des äußeren Anlasses der Komposition zusammen. Ihre Texte finden sich sämtlich in dem B. Sonderheft der Berliner Zeitschrift „Die Woche“, das im November 1906 unter dem Titel Neuer deutscher Balladenschatz erschien; es war Ergebnis eines Dichtungspreisausschreibens und wurde in der Weihnachts­nummer der Zeitschrift vom 22. Dezember 1906 seinerseits zur Grundlage eines Kompositionswettbewerbs erklärt. Ob Schönberg tatsächlich an diesem Wettbewerb teilgenommen hat, konnte bislang nicht geklärt werden; sicher ist, daß sich die Balladen des op. 12 weder unter den preisgekrönten drei noch unter den weiteren elf in einem neuerlichen Sonderheft der Zeitschrift publizierten finden.
Die Entwürfe zu Der verlorene Haufen, Jane Grey und Jeduch bilden einen durch keine fremde Eintragung unterbroche­nen, mehrfach von der einen zur anderen Komposition wechselnden Komplex, der auf den Seiten [58] bis [74] des Skizzenbuches steht und durch Entwürfe zu op. 10 – auf S. [56]-57 bzw. [74] ff. – eingerahmt wird. Dabei begann Schönberg die Komposition in der genannten Reihenfolge der Balladen auf S. [58], 61 und [66]; abgebrochen bzw. abgeschlossen wurde die Kompositionsarbeit jedoch in umgekehrter Folge: Die Notierungen zu Jeduch reichen bis S. 69, die zu Jane Grey bis S. [72], die zu Der verlorene Haufen bis S. [74].
Hinsichtlich der chronologischen Einordnung gibt das Skizzenbuch durch 9. III. 1907 auf S. 57 und B. VII. 1907 auf S. [76] einen breiten Rahmen. Er läßt sich aber durch die Datierungen der Reinschriften von op. 12, 1 und 2 einengen. Das Anfangsdatum der Reinschrift von Der verlorene Haufen ist 15. III. 1907, ihr Enddatum April 1907; die Reinschrift von Jane Grey bietet mit 28. IV. 1907 lediglich ein Enddatum. Die gesamte Komposition der drei Balladen liegt also zwischen Mitte März und Ende April 1907.
Erst 1920, also 13 Jahre später, erschienen die beiden vollendeten Balladen als Opus 12 im Druck. Zwischen Patrouillenritt und dem Entwurfskomplex der drei Balladen von März/April 1907 stehen auf S. 51 des III. Skizzenbuchs die Entwürfe zu Wenn schlanke Lilien [wandelten, vom Weste leis geschwungen], die mithin ebenfalls Anfang 1907 niedergeschrieben wurden. Die dem Entwurfskomplex folgenden Datierungen sind B. VII. 1907 auf S. [76], 1. IX. 1907 auf S. [92] und 17. XII. 1907 auf S. 103; sie bilden den chronologischen Rahmen für die beiden Fragmente, die zwischen ihnen notiert sind: Sommer 1907 für Ohne Text 8 auf S. 89-[90] und Herbst 1907 für Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn auf S. [98]. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 49)

An autographen Quellen sind Entwürfe und die fast vollständige Erste Niederschrift (A) sowie die Reinschrift (B) überliefert. Der Originaldruck (D) erschien 1920; die Stichvorlage (C*) ist verschollen. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 163)

Besetzung: Gesangsstimme, Klavier
Gattung: Lieder --> mit Klavierbegleitung
Text:

Text nach GA:

Trinkt aus, ihr zechtet zum letztenmal,
nun gilt es Sturm zu laufen;
wir stehn zuvorderst aus freier Wahl,
wir sind der verlorne Haufen.

Wer länger nicht mehr wandern mag,
wes Füße schwer geworden,
wem zu grell das Licht, wem zu laut der Tag,
der tritt in unsern Orden.

Trinkt aus, schon färbt sich der Osten fahl,
gleich weden die Büchsen singen,
und blinkt der erste Morgenstrahl,
so will ich mein Fähnlein schwingen.

Und wenn die Sonne im Mittag steht,
so wird die Bresche gelegt sein;
und wenn die Sonne zur Rüste geht,
wird die Mauer vom Boden gefegt sein.

Und wenn die Nacht sich niedersenkt,
sie raffe den Schleier zusammen,
dass sich kein Funke drin verfängt
von den lodernden Siegesflammen!

Nun vollendet der Mond den stillen Lauf,
wir sehn ihn nicht verbleichen.
Kühl zieht ein neuer Morgen herauf
dann sammeln sie unsere Leichen.

Text  nach Vorlage:

Der verlorene Haufen.
Von Victor Klemperer.

Trinkt aus, ihr zechtet zum letzten Mal,
Nun gilt es Sturm zu laufen;
Wir stehn zuvorderst aus freier Wahl,
Wir sind der verlorene Haufen.

Wer länger nicht mehr wandern mag,
Wes Füße schwer geworden,
Wem zu grell das Licht, wem zu laut der Tag,
Der tritt in unseren Orden.

Trinkt aus, schon färbt sich der Osten fahl,
Gleich werden die Büchsen singen;
Und blinkt der erste Morgenstrahl,
So will ich mein Fähnlein schwingen.

Und wenn die Sonne im Mittag steht,
So wird die Bresche gelegt sein;
Und wenn die Sonne zur Rüste geht,
Wird die Mauer vom Boden gefegt sein.

Und wenn die Nacht sich niedersenkt,
Sie raffe den Schleier  zusammen,
Daß sich kein Funke drein verfängt
Von den lodernden Siegesflammen! --

Nun vollendet der Mond den stillen Lauf,
Wir sehen ihn nicht verbleichen.
Kühl zieht ein neuer Morgen herauf -
Dann sammeln sie unsere Leichen.

(Neuer / deutscher / Balladenschatz. 8. Sonderheft / der / „Woche". Berlin: August Scherl G.m.b.H. 1906, S. 59)

beteiligte Personen: Victor Klemperer (1881-1960) - Textautor(in)

Erstdruck: Universal-Edition A.G. Wien-Leipzig 1920. U.E. 6208
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 1, S. 99-104; Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 154-163; Skizzen: Reihe B, Bd. 1/2, Teil 2, S. 76-81

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