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Sechs Lieder für eine mittlere Singstimme und Klavier
4. Hochzeitslied

Opus: op. 3
Entstehungszeitraum: 31.03.1900
Uraufführung: 11. Februar 1904, Wien, Festsaal des Niederösterreichischen Gewerbevereins (Walter Pieau, Gesang). Quelle: Rathgeber/Heitler: Der Wiener Ansorge-Verein 1903–1904, in: Differenzierung der Moderne in Zentraleuropa um 1900 (1999), S. 383–436, S. 422.
Quellen:

Textquelle

Erste Niederschrift

Reinschrift

Schönbergs Handexemplar des Originaldrucks
Weitere Quellen:

Stichvorlage für den Druck

Originaldruck. Verlag Dreililien Berlin 1904. Plattennummer 283

Beschreibung:Das Arnold Schönberg Center erwarb die Erstniederschrift zum »Hochzeitslied« op. 3 Nr. 4 im Jahr 2005. Das Manuskript stellt eine wertvolle Quelle für die bis dato undatierte Komposition dar und erschließt neue Details zum frühen Entstehungsumfeld der »Gurre-Lieder«. Das in der Forschung und der Schönberg-Gesamtausgabe bislang mit »um 1901« in das Werkverzeichnis Schönbergs eingeschriebene Lied, dessen Stichvorlage für den Druck verschollen ist, kann nunmehr genau auf 31. März 1900 datiert werden und läßt - u. a. aufgrund des Papier und Stilvergleichs mit weiteren Kompositionen auf Textvorlagen von Jens Peter Jacobsen - eine schlüssig argumentierbare Entstehungsparallele zu den Liedfragmenten »Wir müssen, Geliebteste, leise« (Autograph in der Pierpont Morgan Library, New York) und »In langen Jahren büßen wir« (Autograph im Arnold Schönberg Center) ziehen. Beide Fragmente wurden bislang ebenso mit »um 1901« in den frühen Werkkatalog der Vokalkompositionen eingereiht und sind nunmehr zurück zu datieren.

Vermutlich durch seinen Schwager Alexander Zemlinsky gelangte Schönberg in den Besitz der auch für die »Gurre-Lieder« herangezogenen deutschen Ausgabe der Gedichte Jacobsens (aus dem Dänischen von einem Wiener Philologen unter dem Pseudonym Robert F. Arnold ins Deutsche übersetzt und 1897 im Leipziger Verlag von Georg Heinrich Meyer veröffentlicht). Zemlinsky war zu jener Zeit Gründungs- und Vorstandsmitglied des Wiener Tonkünstlervereins, der einen Preis für einen Liederzyklus mit Klavier ausgeschrieben hatte. »Schönberg, der sich um den Preis bewerben wollte, komponierte einige wenige Lieder nach Gedichten von Jacobsen. [...] Die Lieder waren wunderschön und wirklich neuartig, aber beide hatten wir den Eindruck, daß sie gerade deshalb wenig Aussicht für eine Preisbewerbung hätten. Schönberg komponierte trotzdem den ganzen Zyklus von Jacobsen.« (Alexander Zemlinsky, »Jugenderinnerungen «, 1934) Die im Schönberg-Nachlaß erhaltenen ersten autographen Quellen zu den später als monumentales symphonisches Oratorium für Chöre, Soli und Orchester vollendeten »Gurre-Liedern« (Skizzen, Erste Niederschrift) offenbaren, daß die Komposition tatsächlich zunächst als Zyklus der zwischen Waldemar und Tove alternierenden Liebeslieder im Klaviersatz notiert wurde, die Werkkonzeption jedoch bereits Anfang April 1900 den ganzen Zyklus vorsah, wie Ulrich Krämer, Herausgeber des Bandes »Gurre-Lieder« in der Schönberg-Gesamtausgabe, bei einem Kongreß am Arnold Schönberg Center im Jahr 2000 nachwies (erschienen im Kongreßbericht »Arnold Schönberg in Berlin«).

Die früheste Datierung innerhalb des umfangreichen »Gurre-Lieder«-Konvoluts erscheint auf der Erstniederschrift zum ersten Gesang des Waldemar, die Angabe »Begonnen im März 1900« wurde von Schönberg offensichtlich erst nachträglich hinzugefügt, korrespondiert jedoch mit brieflichen Mitteilungen an Alban Berg mit Angaben zum Kompositionsbeginn. Das »Hochzeitslied« vom 31. März 1900 und die beiden vermutlich im selben Umfeld entstandenen Liedfragmente nach Texten von Jacobsen geben einen Hinweis darauf, daß Schönberg aus der Jacobsen-Ausgabe für den Kompositionswettbewerb des Tonkünstlervereins nicht ausschließlich die »Gurre-Lieder« sondern möglicherweise alternativ auch andere Gedichte aus der Ausgabe von 1897 zur Vertonung und Einreichung um den Preis in Betracht gezogen bzw. mit den »Gurre-Liedern« vielleicht sogar erst später begonnen haben mag. Die beiden Liedfragmente, deren Textvorlagen in der Leipziger Jacobsen-Ausgabe unmittelbar aufeinander folgen, sind nicht datiert, das Vollendungsdatum des »Hochzeitsliedes« schließt einen bereits früheren Beginn der Komposition nicht aus. Neben der von Zemlinsky in der Schönberg-Festschrift von 1934 publizierten Erinnerung an das Frühjahr 1900 gab Schönberg später seinen amerikanischen Schülern im Unterricht bekannt, er habe an dem Wettbewerb nicht teilgenommen, da er die als Klavierliederzyklus begonnenen »Gurre-Lieder« erst nach Ende der Einreichfrist fertig gestellt habe (überliefert durch seine Schülerin Dika Newlin in »Schoenberg Remembered«). Das »Hochzeitslied« wurde erst 1904 für den Druck im Dreililien-Verlag zusammen mit fünf weiteren Gesängen aus den Jahren 1899–1903 zu einer Sammlung zusammengestellt. (Muxeneder, Therese: Newsletter des Arnold Schönberg Center, Edition 16, März-August 2006)

Als autographe Quellen ist eine Erste Niederschrift (vom Arnold Schönberg Center 2005 bei einer Auktion erworben) und die Reinschrift (A) in der das ganze Opus 3 umfassenden Sammelhandschrift XX überliefert. Der Originaldruck (C) erschien 1904; die Stichvorlage (B*) ist verschollen. Ein Handexemplar des Drucks mit Eintragungen von Schönberg liegt nicht vor. (Schmidt, Christian Martin: GA, Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 94, mit Ergänzung)

Besetzung: Gesangsstimme, Klavier
Gattung: Lieder --> mit Klavierbegleitung
Text: So voll und reich wand noch
das Leben nimmer
euch seinen Kranz,
und auf den Trauben spielt
in kühnem Schimmer
der Hoffnung Glanz.
Im Laube welch ein Glüh'n
des farbigen Saftes,
und wie die Töne klar zusammenfließen!
Ergreift das alles, schafft es,
erlebt es im Genießen!

Der Jugend Allmacht kocht in eures Blutes
feuriger Kraft,
nach Taten drängt, nach Schöpfung freien Mutes
der frische Saft.
So spannt denn eurer Welt tollkühne Bogen,
die schlanken Säulen hebt zum Himmelszelt;
füllt mit des Herzens Flammenwogen
die neue Welt!

beteiligte Personen: Jens Peter Jacobsen (1847-1885) - Textautor(in)
Baurat Carl Redlich (1860–1918) - Auftraggeber(in)
Baurat Carl Redlich (1860–1918) - Widmungsträger(in)

Erstdruck: Verlag Dreililien Berlin 1904. Plattennummer 283
Gesamtausgabe: Reihe A, Bd. 1, S. 48-50; Reihe B, Bd. 1/2, Teil 1, S. 94-95

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