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Gurre-Lieder für Soli, Chor und Orchester

Quelle: Partiturreinschrift

Entstehungszeitraum: 08.1901-11.1911
Papiersorte: J.E.&Co. Protokoll.Schutzmarke (43,9 x 32,3 cm). Firmenzeichen links unten: Ein rechts stehender Löwe hält eine aufgerollte Buchrolle, links Blattgirlande; auf der Buchrolle in einem Freiraum schräg ansteigend die Firmenbezeichnung. Angabe der Systemanzahl fehlt.
J.E.&Co. Protokoll.Schutzmarke | 48linig (57,3 x 35,9 cm). Firmenzeichen links unten: Ein rechts stehender Löwe hält eine aufgerollte Buchrolle, links Blattgirlande; auf der Buchrolle in einem Freiraum schräg ansteigend die Firmenbezeichnung.

Beschreibung:

Die Partiturreinschrift diente als Vorlage für die fotographisch reproduzierte Faksimileausgabe (Erstdruck) D von 1912, für die im Januar/Februar bzw. November/Dezember 1913 hergestellte handschriftliche Verlagskopie C[k] und schließlich auch für die 1920 erschienene gestochene Partitur H. Der lange Entstehungsprozeß und die vielfältige Nutzung als Reinschrift und Reproduktionsvorlage, Dirigierpartitur und durchkorrigierte, retuschierte Stichvorlage haben zahlreiche Spuren im Manuskript hinterlassen.

Der heutige Zustand des Manuskripts entspricht nicht mehr dem Originalzustand, wie er bis zum Erwerb durch Robert Owen Lehmann im Juli 1962 bestanden hatte. Sein äußeres Erscheinungsbild ist das Resultat einer im Auftrag Lehmanns vorgenommenen aufwendigen, wenngleich nach heutigen konservatorischen Maßstäben etwas zu rigoros ausgeführten Restaurierung.

Die Partiturreinschrift weist zahlreiche Korrekturen auf, die Schönberg bereits während der Instrumentation vorgenommen hat. Zu erkennen geben sich diese durchweg mit Tinte ausgeführten Änderungen jedoch nur dort, wo sie etwa in Form von Überschreibungen, Rasuren und Überklebungen oder aufgrund versehentlich nicht getilgter früherer Lesarten Spuren im Manuskript hinterlassen haben. Eventuelle nachträgliche Ergänzungen etwa von dynamischen oder agogischen Angaben, Artikulationsbezeichnungen etx. sind dagegen als solche nicht erkennbar. Dies gilt auch für die häufig korrigierte Bogensetzung, die in vielen Fällen zu konkurrierenden Lesarten führte, da Schönberg sich kaum die Mühe machte, die ursprünglichen Bögen zu tilgen.

Retuschen und Korrekturen
Während der ausgedehnten Zeitspanne zwischen der Fertigstellung des Manuskripts am 7. November 1911 und dem Erscheinen der gestochenen Partitur (vgl. Quelle H) im August 1920 bot sich Schönberg mehrfach die Gelegenheit, den Notentext aufgrund der praktischen Erfahrungen, die sich aus den teilweise von ihm selbst geleiteten Proben und Aufführungen der Jahre 1913/1914 ergaben, vor allem hinsichtlich der Instrumentation und der Dynamik zu überarbeiten. Der langwierige Revisionsprozeß hatte zur Folge, daß auch das im November 1912 hergestellte, seit November 1913 in zweifacher Ausführung vorliegende Orchestermaterial mit autographierten Streicher- und handschriftlichen Bläser-, Harfen-und Celestastimmen (vgl. Quelle G*) und die vom Verlag in zwei Etappen im Januar/Februar und im November/Dezember 1913 zu Dirigierzwecken hergestellte handschriftliche Partiturkopie (vgl. Quelle C[k]) jeweils auf den neuesten Stand gebracht werden mußte. Dies war wohl der wichtigste Grund dafür, daß Schönberg die Änderungen im Manuskript mit Hilfe unterschiedlicher Farbstifte vornahm, da nur auf diese Weise ein leichtes Auffinden der jeweils zuletzt eingetragenen Retuschen durch den Verlagskorrektor gewährleistet war. Im Zusammenspiel mit den übrigen für den Revisionsprozeß relevanten Quellen – der handschriftlichen Partiturkopie C[k], dem Handexemplar der Studienpartitur Da, den von Schönberg im letzten Stadium der Revisionen im Juli 1914 angefertigten Revisions- und Korrekturblätter (vgl. Quelle F) sowie den verfügbaren Briefdokumenten – erlauben die verschiedenen Farbstifte zwar keine exakte, aber doch immerhin eine annähernde Zuordnung zu den einzelnen Korrektur- bzw. Revisionsstufen:

September 1912: Verlagskorrekturen zur Herstellung des als faksimilierte Studienpartitur herausgegebenen Erstdrucks D (Erscheinungsdatum: 8. November 1912)
Dezember 1912 – Januar 1913: Bergs Korrekturen in Zusammenhang mit seiner Herstellung des Klavierauszugs bzw. mit den von ihm geleiteten Chorproben zur Uraufführung am 23.2.1913
Februar 1913: Kleinere Retuschen während der Proben zur Uraufführung (Probenbeginn: 13.2.1913)
Juli 1913: Erste große Revision mit zahlreichen Retuschen und kleineren Korrekturen nach der Uraufführung
Juli - September 1913: Polnauers Korrekturen in Zusammenhang mit seiner Revision von Partitur und Stimmen zur Herstellung des zweiten Orchestermaterials
Dezember 1913 – März 1914: Retuschen für die erste Aufführung unter Schönbergs eigener Leitung in Leipzig am 6.3. 1914 (Probenbeginn: 16.12. 1913)
April 1914: Retuschen nach Leipziger bzw. Wiener Aufführung zur geplanten Neuherstellung des Materials mit gestochener Partitur
Juli 1914: Retuschen nach den Amsterdamer Proben unter Schönbergs Leitung (22. – 27.6. 1914)
Juli - Dezember 1919: Korrekturen zur Herstellung der gestochenen Partitur H (Erteilung des Druckauftrags: 20.1. 1920)

Dirigiereintragungen
Auf fast allen Seiten des Manuskripts finden sich unmittelbar aufführungsbezogene Eintragungen, die ausschließlich mit seiner Verwendung als Dirigierpartitur zusammenhängen. Dabei handelt es sich vor allem um Verdeutlichungen der Taktangaben und der agogischen und Tempobezeichnungen, die farblich abgesetzt in großer Schrift und je nach Umfang und Übersichtlichkeit der Akkolade in der Mitte oder auch in ihrem oberen und unteren Bereich jeweils in oder über einem pausierenden System wiederholt wurden. Außerdem wurden die Einsätze melodisch führender Stimmen teilweise mittels eines vertikalen Striches oder einer Klammer, teilweise auch durch Hinzusetzung der jeweiligen abgekürzten Instrumentenbezeichnung markiert, damit sie während der Aufführung schneller erfaßt werden konnten.


Quellensiegel: C
Gesamtausgabe: Reihe B, Band 16.1, S. 94–143
Standort: Pierpont Morgan Library
Signatur: Cary 0282

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