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Pierrot lunaire
Dreimal sieben Gedichte aus Albert Girauds „Lieder des Pierrot Lunaire“ (deutsch von Otto Erich Hartleben)

Quelle: Autographe Erstniederschrift aller 21 Nummern mit den Zwischenspielen

zum Notenmanuskript
zum Notenmanuskript

Entstehungszeitraum: 03.1912-07.1912
Quellentyp: Erste Niederschrift
Papiersorte: J.E.&Co. Protokoll.Schutzmarke | 48 linig. [J.E. 48b] (58 x 37 cm). Firmenzeichen links unten neben dem untersten System: Ein rechts stehender Löwe hält eine aufgerollte Buchrolle, links Blattgirlande; auf der Buchrolle in einem Freiraum schräg ansteigend die Firmenbezeichnung. Die Papiersorte ist durchweg in Teilen, in Hälften oder Vierteln der Bögen bzw. Blätter verwendet.
Seiten: 49

Beschreibung: Das Manuskript wurde 1993 restauriert und vollständig neu eingebunden, alle Überklebungen wurden abgelöst.
Alter Zustand vor 1993: In 2 Lagen ohne Umschlag mit weißem Zwirn (selbst) geheftetes Manuskript; lag in grauem, nach vier Seiten aufklappbarem Wachstuch und in 2 Schubern.
24 Folios (61 und 5z Bogen), also 48 Seiten Notenpapier; mehrere größere Überklebungen und ein angeklebter kleiner Zettel Notenpapier. Stark vergilbt, fol. 1 aus Bindung gelöst.
Neuer Zustand 1993 nach Restaurierung: Fester Halbleder-Einband, quer ca. 355x375 mm, aus marmoriertem graublauen Papier, Ecken und Rücken aus beigefarbenem Leder. Auf der Außenseite Mitte in eingeschnittenem goldgeprägten Rechteck der goldfarbene Titel: SCHOENBERG | PIERROT LUNAIRE | OP 21, mit Ornament zwischen Namen und Werktitel. Neue Fadenbindung der 2 Lagen. 3 leere Vorsatz- und 3 leere Nachsatzblätter. Die Überklebungen abgelöst und am originalen Ort aufklappbar einseitig fixiert. Der Band liegt in einer festen flachen Schachtel, die mit grauem Leinen bezogen ist und auch Fotos des alten Zustandes, vor allem der Fadenheftung, enthält.

Fol. 1-13, 16: quer ca. 370x ca. 290 mm, aus höherem Format abgeteiltes Notenpapier mit jetzt 24 (von früher 48) Systemen; fol. 1-5, 8-10, 16 Schnitt oben (unten mit Rand); fol. 6, 7, 13 Schnitt unten (oben mit Rand).
Fol. 1r, (alt)12r, (neu)12r, 13r, 16' mit Firmenmarke links neben unterstem System auf Rand: Wappen mit Löwe und schräg JE.u.Co., darunter: Protokoll. Schutzmarke, darunter mit Abstand: 48linig. D.h.: alle Folios resp. Blätter mit Papiermarke sind nachgeheftet. Schönberg hat also offenbar für den Grundbestand der 1. Lage eine Reihe oberer Hälften von geteilten Bogen benutzt. Dieselben Folios haben einen um einige Millimeter breiteren unteren Rand als das Grundcorpus der Lage.
Fol. 14, 15, 17-24: quer ca. 370x ca. 340 mm, aus höherem Format unten (im 29. System) abgeteiltes Notenpapier, mit jetzt 28 Systemen. Oben mit Rand; gleiche Schnittform bei allen Bogen; kein Firmenzeichen.

Die (unvollständige) Seitenzählung, stets mit Bleistift, ist autograph. Eine Foliierung fol. 1-14, jeweils rechts oben in der Ecke, dagegen ist wahrscheinlich nicht von Schönbergs Hand, sondern vermutlich erst von der Library of Congress zugesetzt.
Schönbergs amerikanischer Adressen-Stempel ARNOLD SCHOENBERG | 116 N. ROCKINGHAM AVE. | BRENTWOOD PARK | LOS ANGELES CAL. | Tel. W.L.A. 35077 erscheint auf den Seiten [0.1] (rechts unten auf Rand neben dem letzten System), [22.1] (links unten auf Rand neben dem letzten System), 23 (rechts unten auf Rand neben letztem System), 42 (links unten auf Rand neben dem dritten und vorletztem System).

Die Abfolge der einzelnen Melodramen in diesem Manuskript repräsentiert weder die kompositorische Chronologie noch die spätere zyklische Reihung. (Ob sie einen ersten - provisorischen - zyklischen Plan widerspiegelt, bleibt offen.) Aus Lagenanordnung, Heftung resp. Klebung und Seitenzählung des Manuskripts sowie aus Folge, Datierungen und Seitenverteilungen der einzelnen Stücke ergibt sich eindeutig, daß Schönberg vor Beginn der kompositorischen Arbeit zwei Lagen (1. Lage: fol. 1-12, 2. Lage: fol. 14-15, 17-24) jeweils zusammenhängend gelegt hat, und daß bei der 1. Lage fol.(alt)12 abgeschnitten und fol.(neu)12/13 angeheftet und bei der 2. Lage fol. 16 eingeheftet wurden. Fol. 1 ist Restblatt eines ursprünglichen Bogens 1/12. Die - mit der Ausnahme von S. [16] - durchlaufende Seitenzählung des Grundcorpus spart die zugefügten Folios aus (und ist daher sicher vor diesen Zufügungen geschrieben), wobei für fol. 16 (= 2 neue Seiten) keine Seitenzahlen, für fol.(neu)12/13 (= 4 neue Seiten) dagegen zwei Seitenzahlen zur Verfügung stehen. Fol. 1 bleibt als bloßes Titelblatt von vornherein von der Seitenzählung ausgeschlossen.
Die Zufügung von fol. 16 ist leicht einsehbar. Die spätere Nr. 20 (Heimfahrt) nahm im Laufe der Komposition mehr Platz ein als vorher eingeplant und benötigte ein zusätzliches Folio, das außerhalb der Seitenzählung blieb. Für diese Einfügung nutzte Schönberg ein Blatt der Papiersorte von Lage 1.

Bei den Folios 1 und 12/13 liegt der Sachverhalt verwickelter. Hier wurde offenbar nicht nur eingefügt, sondern vorher auch ein Folio des Grundcorpus entfernt. Fol.(neu)12 enthält die spätere Nr. 8 (Nacht) komplett, fol.(neu)13 ist leer. Interessant ist nun, daß die ersten 10 Takte (= 1 Akkoladen) von Nacht auf fol.(neu)12r aufgeklebt sind, daß darunter nichts notiert ist (zum Beispiel keine frühere Version), der Ausschnitt also auf eine leere Seite geklebt wurde. Zudem ist am Ende von T. 10 erkennbar, daß eine Fortsetzung über den aufgeklebten Ausschnitt hinaus vorhanden war, die dann auf dem Blatt verblieb (und so wegfiel), von dem der Ausschnitt genommen wurde. Und schließlich ist das Notenpapier des aufgeklebten Ausschnitts ganz offensichtlich von derselben Papiersorte wie das des Grundcorpus der 1. Lage.
Ein schlüssiger Erklärungsversuch dieser Beobachtungen gründet auf dem offenbaren Faktum, daß für Schönberg die Komposition von „Nacht" mit Schwierigkeiten verbunden war. Da gibt es nicht nur eine (abweichende) Skizze, sondern auch Fortsetzungsprobleme sowie kleinere und größere Streichungen innerhalb der Erstniederschrift. Die am Manuskript ablesbaren Maßnahmen scheinen solche Schwierigkeiten zu reflektieren. Dem Herausgeber bietet sich folgende philologische Interpretation an:
Das Grundcorpus der 1. Lage bestand aus 6 ineinander gelegten Bögen, fol. 1-12.* Bei der Erstniederschrift von Nacht auf fol. 12 (beginnend mit der vermutlich numerierten S. 21) ergaben sich nach T. 10 kompositorische Probleme.** Schönberg schneidet (wohl weil der Text auf dem ursprünglichen fol. 12r nicht mehr zu reparieren war) fol. 12 vom Grundcorpus ab, ersetzt das Blatt durch den neuen Bogen fol. 12/13 derselben Papiersorte, schneidet vom abgetrennten alten fol. 12 die ersten 10 Takte der Erstniederschrift von Nacht (das sind die 2. und 3. Akkolade) aus und klebt sie auf das neue fol. 12r des eingefügten Bogens. Im Zusammenhang damit werden oben auf System 1 des neuen fol. 12r Anfangsdatum (9.5.1912) und Titel niedergeschrieben. Ab T. 11 wird dann (mit kleinen Retuschen am Ende des aufgeklebten T. 10) die neue Fassung der Fortsetzung von Nacht auf fol. 12r und 12v des eingefügten Bogens notiert, wobei dessen fol. 13 ungenutzt bleibt. Dieser Sachverhalt wird durch die Offenlegung der Klebungen in der Restaurierung von 1993 bestätigt:
a) die Papier-Marke des 2. Blattes von fol.(alt)1/12 ist am stehengebliebenen Rand nach fol. 11 (das ist der Rand von fol.(alt)12r, vgl. das Lagen-Schema oben S. 5) innen noch erkennbar;
b) Instrumentenbezeichnungen der 1. Akkolade a.c. von Nr. 8 sind auf dem abgelösten Innenrand von fol.(alt)12r ebenfalls noch stehen geblieben, sie lauten Rec | BssCl | Vcll | Klavier, und sind kräftig blau ausgestrichen; die Plazierung der Instrumentennamen zeigt, daß das System 1 von fol.(alt)12r ohne Noten blieb, es enthielt wohl, wie üblich auf Mitte, den Einzeltitel;
c) die Ausschneidekurve des verbliebenen Randes von fol.(alt)12 zeigt klar, daß in der Tat der Zettel mit zwei Akkoladen der jetzigen S. [21] von diesem Blatt stammt, und zwar als die unteren zwei Drittel, mit den Akkoladen 2 und 3. Dieser Quellenbefund sei hier sofort und vorab entstehungsgeschichtlich interpretiert:
1) Ein Beginn von Nr. 8 wurde auf fol.(alt)12r, 1. Akkolade, notiert, verworfen und mit blauem Stift gestrichen;
2) unter dieser gestrichenen Version wurde ein neuer Beginn von Nr. 8 als 2. Akkolade notiert und in die 3. Akkolade hinein fortgeführt, wenigstens bis in den Beginn von T. 11 hinein.
3) Dieser erneute - und längere - Beginn von Nr. 8 wurde ab T. 11 verworfen, fol. 12 wurde von fol. 1 abgeschnitten, der Rand blieb zur Bindung stehen; von der revidierten Version der 2. und 3. Akkolade wurden T. 1-10 ausgeschnitten und auf dem neuen fol. 12r (= S. [21]) als obere Hälfte der Seite aufgeklebt; 1. Akkolade mit der gestrichenen Version und die Fortsetzung nach T. 10 der 2. Version wurden offenbar weggeworfen;
4) T. 11 ff. wurden im Anschluß an den aufgeklebten Ausschnitt auf dem Grundblatt neu konzipiert.

Fol. 1 bleibt Titelblatt und wird mit fol. 11 und dem zugefügten Bogen fol. 12/13 verklebt. Diese Annahme eines zum Grundcorpus der 1. Lage gehörenden äußeren (alten) Bogens fol. 1/12 erklärt sowohl die freien Nummern 21 /22 der Seitenzählung wie die Existenz eines halben Bogens fol. 1 am Beginn des endgültigen Manuskripts. Vom Schriftbild und von der Plazierung her sind die folgenden Zwischenspiele resp. kurzen Überleitungen vom übrigen Text deutlich abgehoben und als spätere Einfügungen kenntlich (hier mit den endgültigen Zyklusnummern gelistet): Nr. 5 zu Nr. 6, Nr. 10 zu Nr. 11, Nr. 13 zu Nr. 14, Nr. 15 zu Nr. 16, Nr. 17 zu Nr. 18. Die Überleitungen von Nr. 19 zu Nr. 20 sowie Nr. 20 zu Nr. 21 dagegen sind Teile der Erstniederschriften der Ausgangsnummern 19 resp. 20. Auch dies wird bei den Überlegungen zur Genesis eine Rolle spielen.

Bei der Festlegung der endgültigen zyklischen Reihung hat Schönberg dann auch in Manuskript B ein Art Wegweiser-Folge angelegt. Nach der endgültigen Nr. 1 (S. 11) ist zugefügt: folgt II | Colombine (Seite 8); vor dieser endgültigen Nr. 2 ist zugefügt: vorhergeht I Mondestrunken | Seite 10. Nach diesem Muster wird bei allen Nummern verfahren.


Ziffern
Die vor oder nach den Einzeltiteln stehenden Ziffern beziehen sich meistens eindeutig auf die Nummern der Gedichte in der Textvorlage Ab. In einigen Fällen jedoch ist die Bedeutung von Ziffern nicht klar. Daher ist eine systematische Darstellung nötig. Die Arten der ,Bezifferung` in B kann man wie folgt zusammenfassen und kommentieren:

1. Titel ohne Ziffer:
Dandy (S. 5)
Colombine (S. 8)

2. Titel mit vorgestellter Ziffer in jeweiliger Grundschrift:
In dieser mit elf Fällen überwiegenden Art der Auszeichnung gibt die Majorität von neun Fällen eindeutig und von vornherein die Gedichtnummer in Ab an. Im Fall „Mondestrunken" ist die zunächst fixierte Seitenzahl 9 in Ab durch die dortige Gedichtnummer 16 ersetzt worden. Nur bei „Gebet an Pierrot" bezieht sich die Ziffer weder auf Nummer noch Seite in Ab.
1) Gebet an Pierrot (S. 1)
26 Valse de Chopin (S. 2)
16. [a.c. 9] Mondestrunken (S. 10)
19 Nacht (S. 21)
6. Serenade (S. 23)
36 Heimfahrt (S. 24)
45. Gemeinheit (S. 27)
28. Madonna (S. 34)
14. Raub (S. 35)
34. Heimweh (S. 36)
17. Galgenlied (S. 37)

3. Titel mit nachgestellter Ziffer in der jeweiligen Grundschrift:
Während die drei nachgestellten - respektive eingekreist nachgestellten - Ziffern die Nummern der Gedichte in Ab wiedergeben, ist die Situation bei den in Klammern nachgestellten Ziffern gespalten: die 42 nach „Parodie" ist ebenfalls Gedichtnummer in Ab, die 13 nach „Rote Messe" läßt sich nicht auf Ab beziehen.
Heimfahrt 36 (S. 25)
O alter Duft 35 (S. 31)
Der Mondfleck 38 (S. 32)
Rote Messe (13) (S. 12)
Parodie (42) (S. 14)

4. Titel mit vorgestellten und, meist in Klammern, nachgestellten Ziffern:
Während die vorgestellten Ziffern wiederum die Gedichtnutnerierung von Ab wiedergeben (der korrigierte Irrtum bei Eine blasse Wäscherin ist verständlich: das Gedicht steht in Ab als fünftes rechts von der Nr. 4 auf derselben Seite), ist der Sinn der nachgestellten Ziffern bei allen vier doppelt bezifferten Titeln nicht aus Ab erklärbar. In sechs Fällen beziehen sich somit die Ziffern bei Titeln nicht auf Nummern oder Seiten der Gedichtvorlage Ab. In all diesen sechs Fällen ist auch nicht ein (immerhin vermutbarer) Verweis auf eine der vier Druckausgaben des Hartlebenschen Zyklus gegeben, ebenso nicht ein Bezug auf die spätere Plazierung in der Reinschrift C (Seite, Folio) resp. im endgültigen Zyklus. Es müssen daher andere Erklärungen gesucht werden. Insbesondere die Rotstiftnachträge machen stutzig.
a) beide Ziffern in Grundschrift
21. Der kranke Mond (15) (S. 16)
30. Die Kreuze (11) (S. 29)
b) vorgestellte Ziffer in Grundschrift, nachgestellte Ziffer mit rotem Stift zugefügt
5 (a.c. 4) Eine blasse Wäscherin (7)
(S. 17) 24. Enthauptung 16 (S. 18)

Plazierung in B, kompositorische Chronologie und früherer Zyklusplan bieten sich als zu erprobende Ansätze an, der letztere vor allem im Hinblick auf die Briefbemerkung Albertine Zehmes vom 13.7.1912: „Ich bitte sehr um die endgültige Reihenfolge. [...] Den Entwurf habe ich, Sie meinten aber, der sei nicht bindend."
Die 1) vor „Gebet an Pierrot" läßt sich offenbar einfach erklären: mit allen drei genannten Ansätzen. Dieses Melodram ist sowohl das in B an erster Stelle plazierte wie das frühest komponierte (Anfang wie Fertigstellung); es könnte gut auch die Nr. 1 in einem später wieder verworfenen frühen zyklischen Plan gewesen sein.
„Ziffer = Plazierung in B" ist aber kein Bestimmungsmodell für die anderen fünf Fälle.
Der Ansatz „Ziffer = kompositorische Chronologie" könnte in bezug auf das Anfangsdatum unter bestimmten Umständen sowohl für „Eine blasse Wäscherin" (Ziffer 7) möglich sein, wie auch für „Die Kreuze" (Ziffer 11) und für „Enthauptung" (Ziffer 16). Dann müßten „Colombine" als bis zum 18.3. sowie „Parodie" oder eines der später fertiggestellten Stücke ohne Anfangsdatum als bis zum 27.4. beendet angenommen werden. Für „Der kranke Mond" (Ziffer 15) jedoch scheidet diese Annahme aus. Klar ist unter dieser Perspektive auch (was ja schon die Datierungen zeigen), daß grundsätzlich kein Zusammenhang zwischen der Plazierung in B und der kompositorischen Chronologie besteht. Allerdings ist die Überlegung möglich, daß zumindest die ersten drei Nummern in B auch die drei zuerst begonnenen sein könnten. Dann müßte „Valse de Chopin" vor „Der Dandy" angefangen worden sein. Aber schon bei „Colombine" und „Mondestrunken" fallen die Plazierungen in B einerseits und die innerhalb der Anfangs-Chronologie andererseits auseinander.
Der Ansatz „Ziffer = End-Chronologie" (der bei Zifferzusatz in Grundschrift allerdings in sich problematisch ist) trifft auf keines der verbleibenden fünf Stücke zu: „Der kranke Mond" ist das 3. vollendete Melodram, „Rote Messe" das 6., „Die Kreuze" das 21., „Eine blasse Wäscherin" das 4. und „Enthauptung" das 17.
Somit bleibt unter der Voraussetzung einer einheitlichen Erklärung für die verbliebenen fünf Stücke resp. Ziffern der Ansatz „Ziffer = Plazierung in einem früheren, wieder verworfenen zyklischen Plan", wie es ja bei Gebet an Pierrot zwanglos möglich ist. Hier ist bei nur sechs vorliegenden möglichen Plazierungen weder eine negative noch eine positive Entscheidung begründbar. Allerdings ergibt sich im Zusammenhang mit diesem Ansatz das Problem, was denn die Reihenfolge der Stücke in B erklärt, die ja durchaus nicht der kompositorischen Chronologie entspricht und die trotzdem sicher nicht wahllos getroffen wurde. Natürlich wäre eine Erklärung dieser Diskrepanz durch die Annahme einer Planänderung im Verlauf der Niederschrift in B gegeben. Die weiteren Möglichkeiten einer nicht einheitlichen Erklärung bei den sechs Ziffern oder die Annahme weiterer Schreibversehen (immerhin ist im Inhaltsverzeichnis von B „Der kranke Mond" a.c. mit S. 15 identifiziert) öffnen schließlich das Tor zu einem quasi uferlosen Diskurs.***
Quelle B spielt eine wichtige Rolle in der Erkundung der Genesis des Werks. Diese Fragen werden im Kapitel „Genesis-Studien und Edition der Skizzen" im Zusammenhang mit anderen Quellen und Dokumenten in der GA Reihe B, Band 24/1, S. 178ff erörtert. Lesarten und Korrekturvorgänge werden in einer vergleichenden Tabelle, die auch andere Quellen einschließt, gegeben. Die umfangreicheren Korrekturen werden, wenn möglich und sinnvoll, auch in der Skizzendarstellung in der GA Reihe B, Band 24/1, S. 187ff erläutert.
Wohl 1940, in Zusammenhang mit der Schallplatten-Aufnahme des Pierrot, stellte Schönberg eine Liste der Kompositionsdaten der einzelnen Melodramen zusammen, die auf den Datierungen der Stücke in B basiert. Diese Liste liegt derzeit in D2; sie wird unter D2 knapp beschrieben.


Fußnoten
* Aufgrund der bei fol.(alt)1/12 vorhandenen Firmenmarke könnte auch eine späte Nachheftung, etwa zur Zeit der Komposition von Nr. 8 angesetzt werden, wobei dann 1/12 zugleich als Umschlag der 1. Lage fungierte, mit 1r als Titelblatt und 12 bestimmt für Nr. B. In diesem Fall wäre der Ort von Nr. 8 im Manuskript nicht von vornherein bestimmt gewesen. Auf dem Titelblatt könnte „Nacht 21" am Ende der 1. Kolumne nachgetragen sein, auch die Änderung der Seitenziffer 22 in 23 für Serenade könnte in diesem Zusammenhang gesehen werden. Aber all das muß spekulativ bleiben.
** In Parenthese: Wie weit die Niederschrift von „Nacht" zu diesem Zeitpunkt gediehen war, muß offen bleiben, sicherlich bis in T. 11 hinein. Da die Rückseite des auf fol.(neu)12r aufgeklebten Ausschnitts leer ist, kann nicht das vollständige Stück komponiert gewesen sein, wohl aber könnte eine Niederschrift bis einschließlich der 1. Akkolade von fol.(alt)12r gereicht haben.
***Vgl. aber die Erklärung in der GA, Reihe B, Band 24/1, Nachtrag S. 306f.

Zu den zititerten Briefen vgl. GA Reihe B, Band 24/1, S. 225ff: Dok I 47.



Quellensiegel: B
Gesamtausgabe: Reihe B, Band 24/1, S. 4-16
Standort: Library of Congress
Signatur: Gertud Clarke Whitall Foundation Collection; Fotoabzug im Arnold Schönberg Center MS21

Digitale Reproduktion:

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