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Die glückliche Hand. Drama mit Musik

Quelle: Erste Niederschrift, Dispositionstabellen sowie ein von Schönberg beschriebener Zettel

Quellentyp: Erste Niederschrift

Beschreibung: Erste Niederschrift, Dispositionstabellen sowie ein von Schönberg beschriebener Zettel.

The Library of Congress, Washington DC; Signatur: ML96.S38.

Erste Niederschrift

Die Library of Congress erwarb die Erste Niederschrift bei der am 17. November 1948 in Zürich erfolgten Versteigerung, die von L'Art ancien durchgeführt worden war.

Konvolut (hoch etwa 374x368 mm, die Maße für Höhe und Breite schwanken aufgrund von Beschneidungen) aus acht teils ineinander gelegten Bögen (Einheit 1-7, 9) und einem Einzelblatt (Einheit 8) vorgedruckten Notenpapiers, selbstgebunden mit schwarzem Faden. 32 vorgedruckte Systeme (erstes oder letztes System oft unvollständig), ohne Firmenzeichen. Das Einzelblatt (Einheit 8) ist in den Bogen von Einheit 7 eingelegt und mittels innen am Rand an S. 22 und S. 23 sowie an S. 24 und S. 25 aufgeklebten Papierstreifen verbunden. Außerdem sind die Einheiten 7 und 1 mittels innen am Rand an S. 26 und S. 27 aufgeklebten Papierstreifen verbunden. Die Anordnung der Bögen bzw. deren Zusammenfassung zu Lagen läßt sich graphisch folgendermaßen darstellen: siehe GA Reihe B, Bd. 6, Teil 3, S. 5.

Überwiegend mit schwarzer Tinte beschriftet, weitere Eintragungen mit blauer Tinte, roter Tinte, zwei verschiedenen Blaustiften, Rotstift, Orangestift, Lilastift und Bleistift. Paginierung in den oberen Außenecken in der Regel mit schwarzer Tinte (im folgenden sind nur abweichende Schreibmaterialien vermerkt) von 1. bis 27.

Tabelle: siehe GA Reihe B, Bd. 3, Teil 6, S. 5-7.

Randbemerkungen zur Besetzung, zur Art des Vortrags und ähnlichem befinden sich auf den folgenden Seiten:

S.2 am rechten Rand (sofern nichts anderes gesagt mit schwarzer Tinte) in Höhe der Systeme 2-3: 6 Frauen = 3 Sopr • 3Alt │ 6 Männer = 3 Yen • 3 Bss. Durch waagerechten Strich abgesetzt folgt in Höhe der Systeme 4-7: diese Noten: │ [symbol] etc. sollen │ genau zur angegebenen │ Zeit gesprochen werden. │ Solange auszuhalten, │ wie die Vorschrift angibt; beiläufig │ die Tonhöhe │ im Sprechen aus- │ drücken. Durch waagerechten Strich abgesetzt folgt in Höhe der Systeme 8-12: Picolo, [folgt gestrichenes unlesbares Wort] Ctrbass │ Ctrfagott und alle │ Oktav = oder sonst- │ wie transponieren- │ den Instrumente │ sind stets mit dem │ wirklichen Klang │ geschrieben, sind │ also beim Aus = │ schreiben, zu trans- ponieren. Durch waagerechten Strich abgesetzt folgt in Höhe der Systeme 13-18 dicht mit Blaustift gestrichener Text (13 Zeilen), wovon nur die erste Zeile lesbar ist: Die Note bei der. Eingerahmt folgt in Höhe der Systeme 28-30 (2. Zeile mit Blaustift, 4. Zeile mit Rotstift): das Gesprochene ist │ blau │ das Gesungene │ rot │ unterstrichen. Diese Bemerkung bezieht sich auf die Noten der Chorstimmen in T. 1-22, die mit Blau- sowie mit Rotstift zur eindeutigen Kennzeichnung der Art ihres Vortrags wohl nachträglich unterstrichen wurden.

S.22 am unteren Rand mit schwarzer Tinte unterhalb der Takte 14-16: falls 1.2.3. Solo Bratsche und 2.3.Solo Vcl durch das andauernde tremolo ermüden sollten, könnten 4.5.6.Solo Bratsche und 4.5.Solo Vcl sie ablösen. Bei Solo Vcl ist 2.3. möglicherweise Korrekturergebnis für 1.2., sollten ist Einfügung.

S.34 am rechten Rand mit Orangestift in Höhe der Systeme 10-14: + + │ die beiden │ mit den │ Sternchen │ bezeichneten │ Noten: │ pizz mit │ der linken Hand. Korrespondierende + stehen in den Streichern in Takt 49 bei den letzten beiden Noten (ebenfalls mit Orangestift notiert).

S.23 am rechten Rand mit schwarzer Tinte (nur das *) mit Rotstift) in Höhe der Systeme 1-6: *) Bei allen │ Instrumenten │ ist die Lage die │ klingen soll │ geschrieben. [?]│ durch ein 8va-Zeichen. │ In der Partitur │ sind aber Ctrbss │ CtrFg eine 8v höher │ Celesta etc eine │ 8v tiefer zu │ notieren. Ein korrespondierendes *) steht in Takt 58 bei der Kontrabaßstimme, die ante corr. bei 2-4/16 vermutlich eine Oktave höher notiert worden war.

S. 62 am linken Rand mit schwarzer Tinte in Höhe der Systeme 28-31: * Der Wind muß stets │ hörbar sein, darf aber nie │ die Instrumente decken │ (soll also ähnlich wie etwa │ Pauken wirken). Diese Bemerkung bezieht sich auf die Takte 124 ff.; allerdings gibt es kein korrespondierendes * auf dieser Seite.

Schönberg hat die Erste Niederschrift in einer Mischung aus Particell und Partitur notiert: Zwar stehen innerhalb einer Akkolade in einem System auch unterschiedliche Instrumente, doch sind die Orchesterinstrumente teilweise bereits auf bis zu 16 Systeme verteilt, wobei die gewöhnliche Partituranordnung schon angedeutet ist. Oben stehen stets die Holzbläser (meist die Flöten, wenn die Flöten nicht spielen, ist ein System leer gelassen), dann folgen Blechbläser, Schlagwerk, Singstimmen resp. Der Mann und die Streicher. Daß Instrumente unterschiedlicher Gruppen in einem einzigen System notiert sind, kommt nur selten vor. Umgekehrt kann bei colla-parte-Spiel (etwa zwischen Flöte und Geige) die entsprechende Phrase doppelt notiert sein. Die Nähe zur Partitur zeigt sich ferner darin, daß insbesondere im hinteren Teil der Quelle die Hörner mehrfach versehentlich zunächst nicht klingend, sondern bereits transponiert notiert worden sind (vgl. die Liste in Ga Reihe B, Bd. 6, Teil 3 auf S. 10 ff.). Auch sind nicht nur die Tonhöhen, der Rhythmus und die Instrumentation, sondern auch die Dynamik und Phrasierung bereits weitgehend vollständig, wenngleich teilweise noch abweichend von der Endfassung bezeichnet. Schließlich zeigt auch die Chronologie eine Nähe zur autographen Partiturreinschrift C, denn das Schlußdatum in B (18/ XI. 1913) liegt nur wenige Tage vor dem Abschluß der Partitur (20. November 1913).

Die Regieanweisungen sind - anders als in Erwartung - vollständig festgehalten; eine Taktzählung fehlt jedoch. Schönberg hielt in Quelle B auch die Disposition der autographen Partiturreinschrift C fest, indem er jeweils bei denjenigen Takten, die in C dann am Ende einer Akkolade bzw. Seite stehen, die entsprechende Seitenzahl, teilweise mit Angabe der Akkolade (hochgestellte römische oder arabische Ziffer), notierte. Diese Zahlen sind mit Bleistift geschrieben und meist mit einem diagonalen Strich markiert. Außerdem sind ab T. 64 meist unter (seltener auch über) jedem Takt weitere Zahlen notiert (ebenfalls mit Bleistift, oft korrigiert, im hinteren Drittel zusätzlich Binnenunterteilung). Diese beziehen sich ebenfalls auf C und geben an, welche Breite ein Takt innerhalb einer Akkolade einnimmt. Das läßt sich zunächst aus der Summe der Zahlen schließen, die ab T. 77 (= erster Takt von S. 19 in C) von drei Ausnahmen abgesehen immer 164 er-gibt. Bei dieser Zahl handelt es sich nicht um eine Millimeter-Angabe (die Akkoladenbreite in C beträgt ca. 225 mm), sondern um eine bloße Rechengröße (Relation der Breite eines Takts zur Breite der gesamten Akkolade, die immer 164 beträgt), zu der Schönberg auf den beiliegenden Dispositionstabellen Notizen anfertigte (vgl. unten).

Das äußere Erscheinungsbild, insbesondere der Schriftduktus, ist sehr unterschiedlich, ohne daß jedoch ein klarer Bruch an einer Stelle erkennbar wäre. Es verändert sich vielmehr graduell. Das Manuskript beginnt als sehr sauber geschriebene Reinschrift mit nur wenigen Korrekturen und Nachträgen (S. 1 bis etwa S. 6), und die Taktstriche sind bis zur oberen Akkolade von S. 6 (bis T. 52) noch mit Lineal gezogen. Ab der unteren Akkolade von S. 6 wird die Schrift zunehmend flüchtiger, und die Taktstriche sind nun von Hand gezogen. Mit Takt 89 (den letzten beiden Takten der oberen Akkolade von S. 10) kehrt für wenige Takte ein etwas deutlicheres Schriftbild wieder, vermutlich aufgrund der Tatsache, daß zu diesem Abschnitt einige Skizzen vorliegen. Schon auf der folgenden Seite wechselt das Schriftbild erneut und wird nun - mit Ausnahme derjenigen Takte, zu denen der Endfassung nahekommende Skizzen existieren - immer unregelmäßiger (insbesondere auf der unteren Akkolade von S. 17). Erst ab S. 18, die mit den Takten 163ff. den Beginn eines Abschnitts enthält, zu dem ein längerer Entwurf überliefert ist, wird der Schriftduktus über weite Strecken wieder etwas klarer. Die Schlußseiten ab S. 22 mit den Takten 201 ff. sind dann wieder äußerst flüchtig geschrieben. Charakteristisch ist ferner der mehrmalige Wechsel von lateinischen Buchstaben zu Kurrentschrift im Gesangstext und den Regieanweisungen. Schließlich gibt es insbesondere auf S. 24 (mit T. 222-223 und den Skizzen S49 und S50), daneben auch auf den Seiten 1, 2, 20, 21 sowie 25, 26 verlaufene Tinte und Buntstiftfarbe, die von Wassertropfen herrührt.

Dispositionstabellen:

Der Ersten Niederschrift liegen drei Zettel unterschiedlichen Formats lose bei, die die Disposition (Systemaufteilung im Hinblick auf die jeweils spielenden Instrumente) von Teilen der Partiturreinschrift festhalten. Auf Zettel 1 (hoch 217x145 mm, nur recto mit schwarzer Tinte und Bleistift beschriftet) sind die Seiten 21-26, auf Zettel 2 (hoch 252 x226 mm, beidseitig mit schwarzer Tinte, Rotstift und Bleistift beschriftet) die Seiten 27-40 sowie 41-53, auf Zettel 3 (hoch 196x170 mm, nur recto mit schwarzer Tinte, Rotstift und Bleistift beschriftet) die Seiten 53-61 verzeichnet. Die Disposition ist mittels einer Tabelle entworfen. Am linken Rand stehen, von oben nach unten gemäß der gewöhnlichen Partituranordnung, die Instrumentengruppen, danach folgen mehrere durch eine senkrechte Linie jeweils abgegrenzte Spalten, wobei jede Spalte die Disposition einer Seite der Partitur anzeigt. Innerhalb dieser Spalte hat Schönberg dann vermerkt, welche Instrumente tatsächlich spielen, und zwar meist durch waagerechte Linien, vor die er gegebenenfalls Ordnungszahlen oder eine andere Form der Spezifizierung gesetzt hat (ein ähnliches Dokument ist auch für die Variationen für Orchester op. 31 überliefert, vgl. GA, Reihe B, Bd. 13, S. 3 sowie S. 16).

Am unteren Rand von Zettel 1 befinden sich ferner mehrere Notizen zur oben erwähnten Rechengröße 164, die sich als Summe der zu jedem Takt notierten Zahlen in B ergibt. Vgl. Tabelle GA Reihe B, Bd. 6. Teil 3, S. 9.

Der zunächst wohl durchgängig mit schwarzer Tinte niedergeschriebene Notentext von B weist zahlreiche Korrekturen und Nachträge auf, die aus unterschiedlichen Revisionsstadien stammen. Neben den Sofortkorrekturen dürften weitere Änderungen beim Ausschreiben der Partitur vorgenommen worden sein. Darauf deuten insbesondere einige nachgetragene bzw. geänderte Instrumentenzuweisungen, Spielanweisungen und hinzugefügte Stimmen hin. Schließlich wird zumindest durch die Korrektur der II.Gg. in T. 68  nahegelegt, daß Schönberg auch bei der Drucklegung bzw. Korrekturlesung noch Quelle B konsultierte und gegebenenfalls Änderungen eintrug (da keine Korrekturabzüge überliefert sind, ist über den Umfang aber nichts genaueres bekannt). Eine eindeutige Zuordnung der Schreibmaterialien zu den verschiedenen Stadien der Korrektur ist allerdings nicht möglich. So dürfte es sich bei den mit schwarzer Tinte geschriebenen Änderungen nicht nur um Sofortkorrekturen handeln, sondern auch um spätere Änderungen, die beim Ausschreiben der Partiturreinschrift vorgenommen wurden. Darauf weisen zumindest übereinstimmende Korrekturen in B und C hin. Vgl. Liste GA Reihe B, Bd. 6, Teil 3, S. 9-51 (+ Lesartenvergleich).


Quellensiegel: B
Gesamtausgabe: Reihe B, Band 6, Teil 3, S. 4-51
Standort: Library of Congress
Signatur: ML96.S38

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